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Viktor Orbáns Rede bei der Einweihung des Budapester Denkmals von George Herbert Walker Bush, dem 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten

Sehr geehrter Herr Botschafter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unsere lieben Amerikanischen Freunde!

Szabadság tér („Freiheitsplatz“). Der Platz der Freiheit. Ein vielsagender Name. Besonders jetzt, wo wir uns in der Karwoche der Revolution von ’56 befinden. Aber wir, Ungarn, erinnern uns auch daran, dass am 6. Oktober 1849 auf dem Hof der damals hier stehenden Kaserne der erste ungarische Ministerpräsident hingerichtet wurde. Der erste Ministerpräsident der Ungarn beendete sein Leben vor dem Exekutionskommando der Invasoren. Das ist eine klare Botschaft an alle seine Nachfolger. Für jene mit einer schwächeren Auffassungsgabe befindet sich hier an einem Ende des Platzes das Mahnmal der deutschen und am anderen Ende jenes der sowjetischen Besatzung. Auch das ist eine klare Botschaft. Wenn du Ungar bist, kannst du nur zwischen zwei Möglichkeiten wählen: Entweder du stellst dich auf die Seite der Besatzer oder auf die der Freiheit.

Unsere lieben Gäste!

Und hier steht auch die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Ungarn haben immer schon an Amerika als die Heimat der Freiheit gedacht. Wir haben nie angenommen, es sei ein Land ohne Fehler, denn welches wäre das schon, nicht einmal unser eigenes, dabei lieben wir es unter allen Umständen. Aber jeder Ungar weiß, dass Amerika das Land der Freiheit ist, das Kossuth mit ehrlicher Liebe aufnahm und hier in diesem Gebäude unserem bekennenden Kardinal József Mindszenty eine Zuflucht bot. Die Ungarn wissen auch, dass ein mutiger Sohn Amerikas, General Harry Hill Bandholtz, dessen Denkmal sich ebenfalls hier in der Nähe befindet, 1919 mit einer Reitgerte die das Nationalmuseum ausplündern wollenden Soldaten der Besatzer aus dem Gebäude getrieben hat. So wie wir auch nie vergessen werden, dass das Tor dieses Hauses dank Herrn Botschafter Mark Palmer und seines persönlichen Engagements der auf den Systemwechsel drängenden Jugend immer offenstand. Und heute sind wir aus dem Grund hier, um uns mit einem Denkmal vor unserem Freund, George Herbert Walker Bush, dem 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten zu verneigen.

Sehr geehrter Herr Botschafter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Hier stehen auf diesem Platz zwei Männer aus Amerika, die gemeinsam den Kampf gegen den Weltkommunismus gestartet haben. An jenem stürmischen Sommerabend, als George Bush Senior am Kossuth Platz ankam, baten wir ihn genau um dies. Wir hatten auf das ihn begrüßende Transparent geschrieben, er solle uns von Jalta befreien. Und er unterstützte dies. Der Traum der Völker Mitteleuropas über die Freiheit und Unabhängigkeit war auch sein Traum. Er verstand, soviel ihm die Genossen drin auch vorgemacht hatten, dass wir, Ungarn, nicht einen vorteilhafteren Handel mit der Sowjetunion schließen wollten, sondern mit ihr brechen, wir wollten den Kommunismus nicht mit Hilfe des Geldes der Amerikaner komfortabler gestalten, sondern wir wollten ihn stürzen, wir wollten der Freien Welt nicht näherkommen, sondern wir wollten ein Teil von ihr werden. Und als ich damals mit ihm sprach, konnte ich selbst sehen, dass der Herr Präsident sich im Klaren darüber war, wie lange wir, Ungarn, hierauf warten. Seit 1956.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

„George Bush war ein großer Segen.” Das ist die würdige Zusammenfassung dessen, was seine Präsidentschaft für die Welt, für Europa und darin für unsere Heimat bedeutete. Ein treffender Satz. Hinzu kommt noch, dass ihn ein Deutscher, Bundeskanzler Helmut Kohl, über ihn gesagt hat. Und mit dieser seiner Meinung war er nicht allein. Er sprach uns aus dem Herzen. Viele von uns haben das gleiche im damaligen Europa gefühlt. Wir dachten, die durch ihn geführten Vereinigten Staaten werden uns nicht in Stich lassen. So wie er dies auch versprach, als er einige Meter von hier, auf dem Kossuth Platz über eine freie Welt zu uns sprach. Seine Worte besaßen ein Gewicht wie ein Vertrag. Alte Schule, er hat sein Wort auch gehalten. Er war ein harter Mensch. Er hatte als jüngster Pilot der Kriegsmarine gekämpft, hat in der Geschäftswelt glänzende Erfolge gehabt, im Ring der Politik gelangte er schließlich nach mehreren Misserfolgen bei Wahlen zum Stuhl des Abgeordneten, des Vizepräsidenten und schließlich zu dem des Präsidenten. Er war ein Mensch, der nicht wollte, dass die Sachen sich nur so mit ihm ereignen sollten. Er arbeitete hart, um zu das zu erreichen, was er wollte, und tun zu können, was er für richtig hielt. Ohne ihn hätte Bundeskanzler Kohl Deutschland nicht vereinigen können. Ich erinnere mich noch genau an die damaligen Diskussionen, sie mussten sich mit führenden Politikern zahlreicher europäischer Länder auseinandersetzen, die die bestehende Ordnung als die Grundlage für ihre eigene Sicherheit, ihren eigenen Einfluss und ihren eigenen Wohlstand ansahen. Die mutige Tat von Bush und Kohl hat die Geschichte bestätigt. Innerhalb weniger Jahre zerfiel alles, was künstlich und ohne Traditionen war, und alles, was starke und tiefe Wurzeln besaß, lebte wieder auf und wuchs. Nach der Wiedervereinigung von Deutschland geschah auch jene Europas.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Lieber Herr Botschafter!

„Freedom, happiness and have a long life” – dies sagte Bush Senior, als ihn während seines Besuchs ’89 ein kleines Mädchen fragte, was die drei Dinge wären, die er den ungarischen Kindern wünsche. Freiheit, Glück und ein langes Leben. So soll es sein! Gott schütze Amerika und Ungarn!