- miniszterelnok.hu - https://2015-2022.miniszterelnok.hu/viktor-orbans-rede-bei-der-ubergabe-des-gebaudekomplexes-des-bosch-budapest-innovation-campus/ -

Viktor Orbáns Rede bei der Übergabe des Gebäudekomplexes des Bosch Budapest Innovation Campus’

Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Gäste aus Deutschland!

Ich begrüße Sie recht herzlich! Das ist ein ausgezeichneter Anlass. Wie das auf der gestrigen Regierungssitzung Herr Minister Palkovics sagte, als wir über dieses Ereignis sprachen: Das, was hier entstanden ist, ist eine Art kleines Wunder. Wir übergeben ein großartiges Forschungs-Entwicklungszentrum. Dieses Zentrum gehört der Firma Bosch, die ein alter Freund Ungarns ist. Es wäre logisch, wenn ich zuerst ihnen gratulieren und Ihnen meinen Dank dafür aussprechen würde, dass sie unsere Heimat durch diese Investition bereichern. erlauben Sie mir aber trotzdem, zuerst den bei Bosch arbeitenden ungarischen Ingenieuren, Entwicklern und Forschern zu danken.

Meine Damen und Herren!

Ich gratuliere Ihnen! Im Namen Ungarns danke ich Ihnen für Ihre großartige Arbeit, denn es ist offensichtlich, dass Ihr Talent und Ihr Wissen und Ihre Leistung die primären Gründe dafür waren, dass Bosch dieses Zentrum hierhergebracht und hier erbaut hat. Über Sie möchte ich auch den Sie erziehenden Schulen und Ihren Lehrern danken. Ihre überzeugende Forschungsleistung ist auch ein Lob von deren Arbeit als Lehrer. Dank also auch an Ihre Lehrer, und es scheint, dass die ungarischen Schulen ihren Mann stehen. hiernach möchte ich auch den deutschen Leitern der Firma Bosch danken.

Sehr geehrter Herr Direktor!

Wir danken Ihnen für die Freundschaft, mit der Ihre Firma, deren frühere Leiter und durch Ihre Person auch Sie Ungarn für Ihren Freund hielten und uns mit Ihrem Vertrauen beehrten. Häufig wird der Spruch zitiert, der angeblich von den Römern stammt, laut dem jenen kein Wind begünstigt, der nicht weiß, welchen Hafen er ansteuert. Es liegt Wahrheit in dieser Weisheit, doch hat die Medaille auch eine andere Seite; wer nicht weiß, wohin er steuert, sollte nach Möglichkeit in so vielen Häfen wie möglich anlegen, und dann wird es sich schon herausstellen, welcher der richtige ist. Denn das Experimentieren ist das wahre Geheimnis der Innovation. Ich selbst bin zwar Politiker, und mangels Fähigkeiten habe ich auch nie mit dem Gedanken einer technischen oder naturwissenschaftlichen Laufbahn gespielt, doch auch in unserem Metier existieren Innovationen. Auch bei uns sind neue Ideen zur Lösung neuer Probleme notwendig, und deshalb wissen auch wir, dass wer stehenbleibt, wer abstumpft, zufrieden, selbstzufrieden oder bequem wird, mit dem ist es vorbei. Ich glaube, auch in Ihrem Industriezweig dürfte das so sein. Und als alter Kämpe habe ich auch gelernt, dass man sich an eine Frage grundsätzlich von zwei Richtungen aus annähern kann. Entweder legen wir bereits von Vornherein fest, was für eine Lösung wir benutzen möchten, oder indem wir der Reihe nach neue und neuere Sachen probieren, bis wir nicht die beste Lösung finden. Interessanterweise gerade so, wie es die Heilige Schrift lehrt: „Prüft alles und behaltet das Gute!” Das heißt eine christdemokratische Regierung ist notwendigerweise immer innovativ. Diese Art von Offenheit bezeichnet man in Ihrer Sprache als das Prinzip der technologischen Neutralität. Und tatsächlich können wir nicht wissen, welche Technologie den erwarteten Erfolg mit sich bringt, deshalb dürfen wir keine von ihnen ohne eine praktische Probe verwerfen. Es steckt Wahrheit in dem alten ungarisch Witz, laut dem es in der Theorie zwar keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis gibt, in der Praxis gibt es ihn aber doch sehr wohl. Und ich bitte die Dolmetscher um Verzeihung. Wir, Ungarn, kennen diese Wahrheit, und ich kann Ihnen versichern, dass die Regierung Ungarns jede Technologie gerne sieht, die dem Wohl unserer Heimat dient. Natürlich bringt die Innovation, das Experimentieren, die Erneuerung auch Kritik mit sich, doch ist das nun mal ein Bestandteil des Lebens. Darüber könnte ich Ihnen viel erzählen, doch sind wir nicht deshalb zusammengekommen, sondern damit ich Ihnen sagen kann, wie gerne wir Sie, die Firma Bosch und deren Tochterunternehmen in Ungarn sehen.

Meine Damen und Herren!

Die Anwesenheit von Bosch in Ungarn gereicht uns eindeutig zum Vorteil. Sie sind eine der ältesten und zugleich erfolgreichsten Firmen Europas. Jetzt, wo die Welt, in der wir leben, eine grundlegende Veränderung durchmacht, benötigen wir Ihre Arbeit, Ihre Entwicklungen mehr als jemals zuvor. Und wir möchten – reden wir geradeheraus –, dass Sie, dass Bosch einen ansehnlichen Teil der eigenen Arbeit hier, in Ungarn verrichtet, damit wir sagen können, Bosch errichtet die Zukunft, das heißt die Zukunft wird in Ungarn errichtet.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Soviel wollte ich darüber sagen, wie es sich lohnt, an die Lösung eines Problems heranzutreten, da wir aber in diesen Jahren, die uns gegeben sind, hier leben, erlauben Sie mir, auch einige Worte über das Problem selbst zu sprechen, das heute Europa quält. Wenn wir bis zu den Wurzeln des Übels hinuntergraben, kommen wir immer an der gleichen Stelle an: bei der Frage der Energie. Und die Situation ist die, dass Europa die Energie ausgegangen ist. Jene, die es gibt, muss von anderswo hierhergebracht werden, denn ohne Energie können wir nicht arbeiten, selbst für die Innovation ist die Energie das Alpha und das Omega. Ein weiteres Problem ist, dass die Energie, die in Europa ankommt, teuer ist. Dennoch muss ein Kampf gegen die fundamentalistischen Grünen und die in geopolitische Spiele verstrickten Bürokraten geführt werden. Man muss sie überzeugen, und diese Argumentation ist ein wirklicher Kampf, dass wir verschiedene Energiequellen – Kohle, Atom, Gas – nicht von den möglichen ausschließen. Wir verzichten jetzt aus politischen Gründen auf die Benutzung verschiedener Energiequellen und verteuern damit unser eigenes Leben, und erschweren die Situation für unsere eigene Industrie im globalen Wettbewerb. Wenige Kontinente sind in einer so schwierigen Situation wie wir, doch nur unser Kontinent erschwert sein eigenes Leben derart.

Und wir haben auch ein akutes Problem, sehr geehrter Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren, dieses heißt: russisch-ukrainischer Krieg. Wegen des Krieges und der Sanktionen muss man befürchten, dass es keine ausreichende Energie in Europa geben wird. Ganz Europa wird durch diese Frage in Spannung gehalten. Die Geschäfte, die öffentlichen Institutionen, die ihnen ähnelnden Fabriken geraten in Gefahr. Gestern habe ich die Mitteilung des Bundeverbandes der deutschen Industrie gelesen, in dem gesagt wird, die Teuerung der Energie gefährde die deutsche Industrie von Grund auf. Und Deutschland ist ein reiches Land, das über beinahe unbegrenzte Quellen verfügt, um seinen in Not geratenen Firmen zu helfen. Was soll dann ein Land wie Ungarn sagen? Als Russland die Ukraine angegriffen hatte, sagte man uns in Brüssel, die Sanktionen würden den Krieg beenden und die den Krieg auslösende Partei in die Knie zwingen. Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn gelten 11 tausend Sanktionen gegen Russland. Und was sehen wir? Der Krieg tobt und es scheint, dass er auch langfristig mit uns bleibt. Die Versuche, die Russen zu schwächen, hatten keinen Erfolg. Demgegenüber könnten die durch die Sanktionen verursachte brutale Inflation und der Energiemangel Europa in die Knie zwingen. In der Zwischenzeit sind die Einnahmen der Russen aus dem Energieexport um 40 Prozent gestiegen, währen der Preis des Gases und des Stroms in Europa auf das Vierfache angestiegen ist. Es gibt in Ungarn einen wohlbekannten Spruch der Dakotas – auch das hat als Ergebnis unserer Innovation in das ungarische öffentliche Denken Eingang gefunden –, der da lautet: Wenn Du merkst, dass du auf einem toten Pferd sitzt, steig ab von ihm. Ich weiß nicht, wie lange wir noch diese Sanktionspolitik machen, wie lange diese Sanktionspolitik noch in Brüssel gemacht wird, doch das kann ich mit Sicherheit sagen, dass das Übel immer nur größer wird. Den Krieg erleiden wir, da wir nichts anderes tun können, doch die Sanktionen haben wir, das heißt Brüssel initiiert, und den Weg der Sanktionen hat Europa gewählt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Es ist an der Zeit, die von uns angewandten Instrumente zu überdenken. Was kann Ungarn in dieser Situation tun? Zuerst möchte ich klarstellen, dass Ungarn bzw. die ungarische Regierung das macht, was die Interessen des Landes erfordern. Zuerst einmal möchte ich Sie, unseren Gast, den Herrn Vorsitzenden und die hier arbeitenden Ingenieuren, Entwickler gleichermaßen versichern, dass es bei uns keinen Energiemangel geben wird. Das ist keine Weissagung, das ist eine Mitteilung eines Faktes. In Ungarn wird es Gas und auch ausreichend Strom geben, d.h. wegen Energiemangel wird keine einzige Fabrik abgestellt oder geschlossen werden. Es wird ausreichend Energie für jeden geben, wer investieren und hier produzieren möchte, der kann hierherkommen und investieren.

Zweitens: Was können wir noch tun? Wegen der kurzfristigen Probleme, derer wir natürlich Herr werden müssen, können wir die langfristigen, strategischen Ziele der Nation nicht aufgeben. Und unter unseren strategischen Zielen steht an herausragender Stelle, dass Ungarn eine der innovativsten Wirtschaften Europa sein soll. Jene Programme und Entwicklungen, die die ungarische Wirtschaft in diese Richtung führen, werden wir fortsetzen und stärken. Auch deshalb haben wir einen universitären Modellwechsel in Ungarn durchgeführt. Jedes Jahr sichern wir mehr Quellen für die akademische Ausbildung, da auch wir wissen, dass nicht nur für den Krieg, sondern auch für die Forschung die gleichen drei Dinge wichtig sind: Geld, Geld und Geld. Deshalb werden dieses Jahr die Quellen für den akademischen Bereich 2 Prozent des ungarischen GDP ausmachen, wir haben die Grundlage der Tätigkeit der Universitäten umgeformt, sie sind in die Hand von Stiftungen gekommen, und dies ermöglicht die engere Zusammenarbeit mit Akteuren der Wirtschaft.

Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Wenn wir die Sanktionspolitik nicht ändern, dann wird die Lage Europas keine leichte sein, trotzdem muss ich Ihnen sagen, dass trotz der internationalen Schwierigkeiten es sich auch in der Zukunft lohnen wird, in Ungarn zu investieren, denn in Ungarn wirken nationale und örtliche Behörden, wir haben Universitäten, die an den Lösungen der Zukunft und an den besten Lösungen interessiert sind. Denken Sie nur daran, dass entgegen aller Schwierigkeiten jetzt hier in Ungarn die größte Batteriefabrik Europas errichtet wird, bei uns die Maschinen, die Fahrzeuge, die technologischen Instrumente der Zukunft angefertigt werden und viele Innovationen in Ungarn geboren werden. Ich bin der Überzeugung, dass die mit ständig immer neuen Lösungen aufwartenden Forscher und Wissenschaftler auch in dieser schwierigen Situation Ungarn voranbringen werden. Gerade deshalb ist der neue Innovationscampus von Bosch in Budapest herzlich willkommen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihre Arbeit! Ich danke Ihnen, dass Sie mich angehört haben!