Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren, Exzellenzen! Sehr geehrte Mitglieder der türkischen Regierung! Meine Damen und Herren!
Ereignisse überschneiden sich jetzt auf eine glückliche Weise. Ich bin deshalb hier, weil Ihr Präsident, Herr Präsident Erdogan mich zu einem bilateralen Treffen eingeladen hat, zu einer hochrangigen Verhandlung, und morgen fahren wir von hier mit ihm zusammen nach Istanbul, zur Sitzung des Rates der türkischen Staaten. Gestern habe ich jedoch auf allen Fernseh- und Radiokanälen gesehen, dass auch der Todestag von Atatürk gefeiert wurde, und nun ist auch der Tag der Wälder beziehungsweise der Baumpflanzung. Das sind drei Sachen auf einmal. Das wissen nur wenige, aber wir in Ungarn erinnern uns daran und sind stolz darauf, dass der erste Gärtner, der Obergärtner Ihres großen Staatsgründers Atatürk, ein Ungar war. Er hat den Garten errichtet, der von Ihrem ersten Präsidenten in Auftrag gegeben wurde. Wir sprechen über Herrn Ormos, einen anerkannten ungarischen Gärtner. Wir sind stolz darauf, dass wir zumindest damit, mit einigen Bäumen, ebenfalls einen Beitrag zur Entstehung der modernen Türkei leisten durften.
Sehr geehrter Herr Präsident!
Es ist ein gutes Gefühl, einen Baum zu pflanzen, was einen glücklich macht. Es ist viel mysteriöser, einen Baum zu pflanzen, wie man sich das denken würde. Denn man denkt natürlich daran, dass mehr Bäume eine sauberere Luft und eine sauberere Luft ein besseres Leben und eine sauberere Welt bedeuten, aber für uns Ungarn bedeutet die Baumpflanzung auch etwas anderes. Bei uns ist die Baumpflanzung, besonders wenn wir das mit einem anderen, mit jemandem zusammen machen, ein Zeichen von Freundschaft. Wir Ungarn denken, dass das Leben durch Freundschaft gestärkt und verlängert wird. Mit Feinden pflanzen wir nie gemeinsam einen Baum, Feind und Feindseligkeit zerstören das Leben, aber eine Baumpflanzung zusammen zu feiern, wie wir das mit Herrn Präsident machen werden, das ist ein Beweis von Freundschaft und Freundschaft ist eine gute Sache. Wir Ungarn halten uns auch vor Augen, dass das, was wir von einem Baum sehen, seine Krone, exakt der Größe entspricht, worüber seine Wurzeln verfügen. Das ist die gute Ordnung des Lebens. Das ist gemäß der ungarischen Auffassung nicht nur die gute Ordnung der Biologie, sondern auch des menschlichen Lebens. Wenn wir einen Baum sehen, dann müssen wir wissen, dass wir heute deshalb leben können, wie die Krone und die Äste des Baums, weil vor uns unsere Eltern, unsere Großeltern, unsere Urgroßeltern und ihre Eltern ihre Arbeit verrichtet haben. Die Nation ist unterirdisch in ihrer Vergangenheit, in ihrer Verwurzelung genauso stark, wie in ihrer Krone. Mit der Baumpflanzung erweisen wir zugleich auch unseren Vorfahren die Ehre.
Und schliesslich meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident!
In der ungarischen Kultur gibt es einen Baum, der in den Himmel wächst. Der Baum ist etwas, was sogar in den Himmel wachsen kann. Das ermahnt uns Ungarn, dass wir unser Leben, unser irdisches Leben mit dem Himmel, also dem ewigen Leben verbinden müssen. Das ist ein Symbol, das meines Erachtens sowohl von Muslimen als auch von Christen verstanden wird. Über die Verbindung des irdischen Lebens mit dem ewigen Leben sprechen wir als sursum corda: erheben wir unseren Herzen. Ich wünsche, dass auch die türksich-ungarische Freundschaft wächst und ihr Baum in den Himmel wächst.
Ich danke Ihnen recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit!