Csaba Joó (M1): Herr Ministerpräsident, worin besteht die Bedeutung dessen, dass Ihre erste Reise nach dem Wahlsieg hierher geführt hat bzw. worüber haben Sie mit dem Heiligen Vater gesprochen?
Aus der Logik der ungarischen Geschichte folgt, dass Ungarn mit besonderer Aufmerksamkeit auf das Zentrum des Christentums, den Vatikan und den Heiligen Vater blicken sollte. Ich habe damit eine große ungarische Tradition fortgesetzt, indem ich nach unserm Wahlsieg die Einladung des Heiligen Vaters als erste angenommen habe. Dem gibt der Krieg auch noch eine besondere Bedeutung, denn der Heilige Vater ist bekannt dafür, seinen Einfluss im Interesse des Friedens zu mobilisieren, und auch Ungarn vertritt den Standpunkt, dass es möglichst schnell Frieden geben soll, es gibt keine Sache, die wichtiger wäre.
Worum geht es im Zusammenhang mit dem Krieg? Ist eventuell zur Sprache gekommen, dass Ungarn bereits mehr als 600 tausend Flüchtlinge empfangen hat?
Das ist zur Sprache gekommen. Es ist eine weltweit bekannte Tatsache, dass im Vergleich zur eigenen Bevölkerungszahl – denn wir sind ja ein Land mit zehn Millionen Einwohnern – Ungarn die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen hat, jetzt sind wir bereits bei etwa 640 tausend, ja wir haben auch jene Studenten aufgenommen, die grundlegend keine Ukrainer sind, aber in der Ukraine studiert haben, und jetzt vermutlich bei uns, in Ungarn, ihre Studien werden fortsetzen können. Wir führen die größte humanitäre Aktion aller Zeiten durch. Dies löst überall in der Welt Anerkennung und Respekt aus, auch der Heilige Vater hat das erwähnt, und hat uns ermuntert, diese unsere gute Angewohnheit nicht aufzugeben.
Im vergangenen Jahr, als er ja in Budapest die Abschlussmesse der eucharistischen Konferenz zelebriert hatte, erwähnte er ja auch, dass das System der Unterstützung der Familien, das ungarische System der Unterstützung der Familien herausragend sei. Kam dies eventuell zur Sprache?
Schauen Sie, mit dem Vatikan pflegt man bzw. pflegt ein Land keine politischen Beziehungen, sondern man pflegt eine spirituelle und seelische Verbindung, doch kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass zwischen den beiden Staaten, dem Vatikan und dem ungarischen Staat die wichtigste Übereinstimmung gerade hinsichtlich der Familien entstanden ist. Wir alle denken hier, in Rom, im Vatikan und auch in Budapest, dass die wichtigste Gemeinschaft unserer Zeit die Familie ist. Das ist der letzte Rückzugsort und die letzte Zuflucht für den modernen Menschen, deshalb müssen wir all unsere Kräfte im Interesse dessen mobilisieren, um diese Gemeinschaft, die wichtigste menschliche Gemeinschaft der modernen Zeit, die Familie zu schützen und zu stärken, und dabei können wir auf den Heiligen Vater zählen.
Herr Ministerpräsident, wir danken Ihnen!
Herr Ministerpräsident, weiß man eventuell etwas darüber, ob der Heilige Vater erneut nach Ungarn zu Besuch kommt? Im vergangenen Jahr gab es ja Andeutungen in diese Richtung.
Es werden seit längerer Zeit Gespräche in diese Richtung geführt. Die vorbereitenden Arbeiten sind an den Punkt angelangt, dass ich am heutigen Tag den Heiligen Vater auch offiziell zu einem Besuch nach Ungarn im Laufe des kommenden Jahres einladen konnte, worauf ich eine ermunternd positive Antwort erhalten habe.
Vielen Dank! Demnach steht das Datum also noch nicht fest.