Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Herren Ministerpräsidenten! Meine Damen und Herren!
Ich werde kurz über die Treffen berichten, zuvor möchte ich aber erwähnen, dass es für uns eine Ehre ist, den koreanischen Präsidenten empfangen zu dürfen. Das gilt für uns alle vier, aber ganz besonders für die Ungarn, denn wir betrachten uns gegenseitig als ein verwandtes Volk. Und wir haben mit dem Herrn Präsidenten auch heraufbeschworen, dass Ungarn irgendwann im Jahr 1892 diplomatische Beziehungen mit dem damaligen Königreich aufgenommen hat. Aber die heutigen Gespräche hatten auch dadurch eine besondere Atmosphäre, weil wir hier einen Präsidenten begrüßen durften, der auch selbst für Freiheit und Demokratie gekämpft hat und – obwohl sich die Öffentlichkeit hier eher auf die Freiheitskämpfe in Europa konzentriert – wir wissen mehr über die tschechische, polnische und ungarische Geschichte, doch es gibt auch eine Geschichte aus Südkorea, wie man sich dort die Freiheit erkämpft hat. Es sind mutige Menschen, und es ist eine große Ehre, heute einen Präsidenten der Republik hier in Ungarn begrüßen zu dürfen, der selbst einer der Teilnehmer dieses Kampfes für Freiheit und Demokratie war. Nun so viel zur Vergangenheit. Wir danken Ihnen, Herr Präsident, dass Sie hier sind!
Wir haben auch über globale Fragen gesprochen: Klimapolitik, die Situation in Afghanistan und ihre Folgen. Ich werde jetzt nicht über diese Themen sprechen, sondern über Wirtschaftsfragen. Mit einer gebührenden Bescheidenheit können wir doch sagen, dass hier in Budapest fünf Erfolgsgeschichten zusammengekommen sind. Die Volkswirtschaften Mitteleuropas haben gute Jahre hinter sich und haben gute Aussichten, und Korea ist einer der Weltmeister in Bezug auf Wachstum und technologische Entwicklung. Korea hat ein GDP in Höhe von 1.600 Milliarden Dollar. Wenn man das GDP der Visegrád-Staaten zusammenzählt, kommt man auf 1.100 Milliarden Dollar. Wären wir ein einziges Land, könnten die Visegrád-Staaten Mitglieder der G20 sein, genau wie Korea. Das zeigt anschaulich, dass diese beiden Gruppen – Südkorea beziehungsweise die Visegrád-Staaten – aus einer ähnlichen Dimension einen Blick auf die Weltwirtschaft haben. Der Zeitpunkt erklärt sich dadurch, dass wir alle das Gefühl haben, dass sich vor unseren Augen eine neue Ära der Weltwirtschaft entfaltet. Südkorea ist als einer der führenden Staaten der Innovation bekannt und auch wir, die Visegrád-Staaten sind bestrebt, diesen weltwirtschaftlichen Epochenwechsel zu unserem Gunsten auszunutzen. In der Welt herrscht ein enormer Wettbewerb um die Neuverteilung der Produktionskapazitäten. Es ist nicht so, dass alles so weitergehen wird wie vor der Pandemie. Die Kapazitäten, die wegen der Pandemie geschlossen wurden, werden nicht an demselben Ort wieder eröffnet, an dem sie zuvor waren, ein großer Teil von ihnen zieht um, sucht einen neuen Standort und wir, die Visegrád-Staaten, sind in diesen Wettbewerb eingetreten: Wir wollen so viele Investitionen aus der ganzen Welt wie möglich in die Visegrád-Staaten bringen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
In den letzten fünf Jahren ist der Handelsverkehr zwischen den V4 und Korea um 40 Prozent gestiegen – 40 Prozent in fünf Jahren! – und im schwarzen Jahr der Weltwirtschaft, im letzten Jahr, einem sehr schwierigen Jahr, wuchs er weiter und erreichte zum ersten Mal in der Geschichte 20 Milliarden Dollar. Heute haben wir den Präsidenten der Republik Korea gebeten, das größte gemeinsame Wirtschaftsprojekt der V4, nämlich den Bau der V4-Hochgeschwindigkeitsstrecke, mit Aufmerksamkeit zu verfolgen. Südkorea verfügt über eine fortschrittliche Technologie in diesem Bereich und die Nord–Süd-Verbindung kann in Europa nicht verwirklicht werden, wenn die vier Hauptstädte nicht durch Hochgeschwindigkeitszüge miteinander verbunden werden. Wir wollen eine Reisezeit von 12 Stunden auf 5 Stunden verkürzen und wir sprechen über eine Investition in eine 800 Kilometer lange Eisenbahnstrecke. Wir hoffen sehr, dass das auch das Interesse der koreanischen Industrie wecken wird.
Abschließend möchte ich erwähnen, dass die V4 und Südkorea in den Bereichen Wissenschaft und Technologie erfolgreich zusammengearbeitet haben. Wir haben einen V4-Fonds, und Korea beteiligt sich an diesem V4-Fonds, es leistet Beiträge an diesen und es ist an seinem Betreiben beteiligt. Wir erhoffen uns von diesem Treffen, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Südkorea und den V4 über den Wirtschaftsbereich hinaus auch auf die Bereiche Wissenschaft und Technologie erstrecken wird.
Im Namen Ungarns danken wir Ihnen Herr Präsident noch einmal für Ihren Besuch.