Thank you. I hope it is allowed to speak Hungarian. Igor, yes? Very good. Sorry! Also ich stehe vor zwei Möglichkeiten. Die eine, dass ich den Weg wähle, den die alten Fußballer zu wählen pflegen, dass ich die Erinnerung an alte Schlachten beschwöre und die Zuhörerschaft mit ausgezeichneten Geschichten unterhalte. Die andere Möglichkeit ist, dass ich das nicht tue, sondern versuche, irgendeine als wichtig und klug angesehene Sache zu sagen. Jetzt versuche ich beides miteinander zu vermischen.
Ich freue mich also Dich, Igor, hier in Budapest zu sehen. Wir sind beide alte Veteranen, denn wir standen bereits 1989 auf einem Platz herum, und dann – wie Sie das hören konnten – hat Igor über mich auch ein Buch geschrieben, in dem er mich nicht derart positiv erscheinen lässt, wie ich das verdient hätte, aber er hat sich mit diesem Buch auch nicht um den Nobelpreis für Literatur beworben. Und ich bin auch aus dem Grund jetzt hier und habe seine Einladung mit Freude angenommen, denn darüber hinaus, dass er Pole ist und ich Ungar bin, dass wir Antikommunisten sind, Systemwechsel usw., gibt es also eine historische Schicksalsgemeinschaft, verstand und Gespür in uns, aber ich bin auch aus dem Grund mit Freude gekommen, weil, wie der Engländer es sagt – es gibt kein gutes ungarisches Wort dafür –, wir beide ja Selfmademen sind. Wir haben aus dem Nichts etwas gemacht: der eine dies, der andere das. Wer in welche Richtung nach dem Systemwechsel losgegangen ist und wer was gemacht hat, kann man daher wissen, wer was für ein Körpergewicht gegenwärtig auf die Waage bringt. Denn die Geschäftsleute sehen immer ungefähr so aus, also die jungen Selfmademen Geschäftsleute sind kämpferisch, wie wir das gehört haben, schlank und schnell, und die Politiker sind kräftig und schwer, damit der Gegenwind sie nicht wegbläst. Also im Großen und Ganzen erklärt dies, was wir hier sehen, doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass letztlich die gesamte Mitteleuropäische Region und in ihr unsere Heimatländer, Polen und Ungarn nach dem Kommunismus beinahe aus dem Nichts etwas machen mussten. Und dies war nur aus dem Grund möglich, weil sich die Dinge – das ähnelt ebenfalls dem Fußball – auf glückliche Weise addierten und gute Generationen kamen, Generationen, die irgendwie eine gute Genetik, ein gutes Blut besaßen und entschlossen waren, dort um das Ende der achtziger Jahre herum. Sagen wir, der Präsident der Ungarischen Industriekammer ist hier, der etwa damals geboren wurde als auch ich, und diese Generation übernahm – sagen wir – das Geschäft, und es erschien eine andere Generation, sagen wir, wenn Sie an Ákos in der Musik denken, dann ist sie auch in der Kunst aufgetreten, und ich könnte die Namen noch weiter aufzählen. In unseren Ländern geschah nicht nur einfach ein politischer und kultureller Systemwechsel, sondern auch eine Generation trat auf. Natürlich besaß diese Generation auch einen mit den Linken, den Kommunisten eine Rechtsnachfolge sowie eine geistige Fortsetzung aufweisenden Teil, doch diese Generation besaß auch schon ein konservatives, national denkendes Element. Wir gehören dazu. Und schön langsam, wie die Zeit voranschritt, erhielt diese Generation das Wort und Gewicht in der Formung des Schicksals unserer Länder, sie in Polen, und wir hier zu Hause. Nun, das ist im Grunde unsere persönliche Geschichte, und deshalb freue ich mich, dass Igor und seine Mitarbeiter in Budapest angekommen sind.
Ich wäre sehr enttäuscht gewesen, wenn nicht sie als die ersten angekommen wären, denn in der Politik ist die polnisch-ungarische Zusammenarbeit zwar gut, ja sogar ausgezeichnet, und auch die persönliche Kooperation unter den Politikern erreicht das Niveau der Freundschaft. Es gibt auch in der Kultur eine Zusammenarbeit. Am wenigsten hat sich dies in der Wirtschaft herausgebildet. Verglichen mit dem, wie nahe wir einander sind, gut, nicht zu Warschau, aber zu Krakau, wenn wir Richtung Norden durch die Slowakei fahren, da ist man mit dem Auto nur eine Stunde lang weder auf ungarischem noch auf polnischem Boden, sondern wir kommen durch das Gebiet der Slowakei, also sind wir einander nah. Jetzt arbeiten auch die V4 gut zusammen, aber wenn ich mir die polnisch-ungarischen wirtschaftlichen Beziehungen anschaue, dann sind sie äußerst ärmlich. Und meiner Ansicht nach ist der Grund dafür grundlegend persönlicher Natur. Wir sprechen die Sprache des anderen nicht, sie werden unsere niemals erlernen, und wir erlernen die ihre nicht, unsere kann man nicht lernen, oder jedenfalls ist das ein ziemlich hoffnungsloser Versuch, man muss also irgendetwas anderes benutzen. Russisch wollen wir nicht miteinander reden, das hat es schon gegeben, sie wollen es auch auf Deutsch nicht, also bleibt eigentlich das Englische. Also auf irgendeine Weise müssten das ungarische Geschäftsleben und das polnische Geschäftsleben früher oder später jenes sehr enge System der Kontakte auf Englisch ausbauen, was uns in der Politik bereits gelungen ist. Von selbst geht das nicht. Das geht nur dann, wenn es Menschen gibt, die hierfür Energie, Geld und Zeit aufwenden. Und deshalb freuen wir uns, dass jetzt diese junge und erfolgreiche polnische Truppe in Ungarn ist, denn wir hoffen, dass sie dies verwirklichen werden. Denn wenn Polen ungarischen Firmen Ratschläge erteilen werden, ich hoffe, möglichst vielen, sicherlich in erster Linie in der Wirtschaft, aber im Übrigen würde auch ich das benötigen, also möchte ich mich auch melden, wenn sie uns, Firmen und Politikern, also dann Ratschläge erteilen werden, dann werden sich meiner Ansicht nach auch im Wirtschaftsleben die persönlichen Kontakte schnell ausbilden. Das wäre hochgradig nötig.
Denn bei dem gegenwärtig laufenden Match geht es um viel, um aus der persönlichen Dimension in die politische weiter zu gehen. Ich kann es nicht anders formulieren als dahingehend, als dass die Frage ist, ob die hier lebenden Völker der Region zwischen der russischen und der deutschen Welt diesen Raum organisieren und zu einem selbständigen Akteur werden können – was sie jeweils für sich allein nicht erreichen können, denn selbst die Polen reichen zahlenmäßig dafür nicht aus, dabei besitzen sie eine herausragende Größe. Also werden wir diese Welt entweder gemeinsam organisieren und werden gemeinsam Akteure der gegenwärtigen Neuordnung der Welt, oder jemand anders wird diese Region organisieren. Und es gibt immer jemanden, der sich dafür meldet. Sie pflegen auch aus dem Süden zu kommen, wenn wir auf die Budaer Burg hochblicken, dann kennen wir die Geschehnisse. Sie pflegen auch aus dem Osten zu kommen, aus 1956 und 1945 wissen wir, wie das ist. Und sie pflegen auch aus dem Westen zu kommen, denn sie sind auch im März des Jahres 1944 angekommen. Anwärter gibt es also immer darauf, diese Region zu organisieren, wenn sie die hier lebenden Völker nicht organisieren. Dies steht auf dem Spiel. Und wir in der Politik haben diesen Prozess ganz schön vorangetrieben, und jetzt warten wir darauf, dass dies auch in der Wirtschaft geschieht, und sich diese Region selbst organisieren kann.
Igor sprach über das Potential. Ich habe mir jetzt die Zahlen angeschaut. In den vergangenen Jahren ist es ein ziemlich wichtiger Teil meiner Arbeit geworden, aus den Zahlen verstehen zu versuchen, was die wirtschaftlichen Grundlagen der Umordnung der Welt sind. Ich möchte Sie nicht damit langweilen, doch irgendwann um 2006-2007 herum sah die Welt noch so aus, dass in die globale Wirtschaft mehr als 80 Prozent der Investitionen aus dem Westen kamen, und zehn und einige Prozent aus dem Osten. Heute kommen in der globalen Weltwirtschaft 54 Prozent der Investitionen aus dem Osten und weniger als die Hälfte aus dem Westen. Irgendetwas vollzieht sich. Wenn ich mir dies aufgeschlüsselt nach Nationen betrachte, dann sehe ich, dass – sagen wir – der deutsch-chinesische Handel in großem Maße wächst, wenn ich mir aber den Anstieg des deutsch-V4-Handels und der wirtschaftlichen Verbindungen ansehe, dann wachsen sie schneller als die deutsch-chinesischen. Also wachsen die wirtschaftlichen Verbindungen der V4 mit den Deutschen schneller als jene der Deutschen mit den Chinesen, was der am schnellsten im Aufstieg begriffene Teil der Welt ist. Dies unterstreicht das, was Igor gesagt hat, dass die Dynamik hier ist, die Zukunft hier ist, das Wachstum hier ist und dies ein Moment ist, den wir, die V4, nutzen müssen, und wir müssen versuchen, gemeinsam zu wachsen und gemeinsam zu erstarken. Und die V4 werden dazu in der Lage sein, und dann wird es einen mitteleuropäischen Akteur der Weltwirtschaft, dann wird es einen mitteleuropäischen Akteur der Weltpolitik und es wird einen einflussreichen Akteur der europäischen Politik geben. Und dies hängt davon ab, ob die polnischen und die ungarischen Geschäftsleute bereit und in der Lage sind, miteinander zu kooperieren, Geschäfte abzuschließen und Verbindungen auszubauen, denn die Zahlen allein helfen dabei nicht; dazu sind Menschen, Verbindungen, gemeinsames Interesse nötig.
Ich wünsche also Euch, Igor, dass ihr möglichst erfolgreich sein sollt. Arbeiten wir für ein Mitteleuropa und ein Europa, das eine Antwort auf die beiden wichtigsten Fragen des Lebens besitzt, wovon wir leben wollen und wie wir leben wollen. Und heute geben die Westeuropäer auf diese Frage, auf die Frage nach dem „Wie“ die Antwort, dass sie aus Krediten leben wollen – auch das gegenwärtige Krisenmanagement erfolgt aus einem gigantischen Kredit –, und unsere Antwort ist die, dass wir aus Arbeit leben wollen und wir dies für möglich halten. Wir wollen aus Arbeit, aus Unternehmen leben. Und wenn die V4 diese Antwort auf eine Formel bringen können, dann werden die V4 – ganz gleich was für Krisen auch in der europäischen Wirtschaft auftreten sollten – erfolgreich sein. Und auf die andere Frage, wie wir denn leben wollen, gibt die eine Hälfte Europas eine ganz andere Antwort als die andere. Die eine Hälfte, der Westen, hat das Gefühl, jetzt noch in einer kräftemäßigen Übermacht zu sein, statt uns die Antwort auf die Frage geben zu können, wie wir Mitteleuropäer leben wollen sollen. Zweifellos gibt es heute in Europa einen Versuch zur intellektuellen Unterdrückung, die man über die Migration, aber auch über die Debatten über die Pressefreiheit und die Rechtsstaatlichkeit verfolgen kann. Und wenn wir nicht zusammenhalten und nicht gemeinsam sagen, dass wir so leben möchten, wie dies aus der polnischen und ungarischen Geschichte folgt, wenn wir nicht deutlich aussprechen, dass wir unsere Kultur auf nationaler Grundlage bewahren, die ethnische Zusammensetzung des Landes erhalten möchten, wenn wir es nicht deutlich aussprechen, dass wir jene Werte wie Nation und Familie als die Grundlage der Zukunft betrachten, dass wir also auf diese Weise leben möchten, dann werden uns andere sagen, auf welche Weise wir anders leben sollen. Das muss man vermeiden. Ich möchte Ihnen also sagen, dass es eine mitteleuropäische Antwort darauf gibt, wovon wir leben sollen, und es gibt auch eine gemeinsame Antwort darauf, wie wir leben sollen. Und wenn wir uns organisieren, und dies gemeinsam vertreten, dann werden wir dazu in der Lage sein. Und wie dies auch die Zahlen zeigen: Wir bleiben dann die sich am dynamischsten entwickelnde Region der Weltwirtschaft.
Die Ungarn müssen natürlich zur Kenntnis nehmen, dass wir uns nicht im 19., sondern im 21. Jahrhundert befinden. Zwischen den Ausmaßen der beiden Länder gibt es wesentliche Unterschiede. Die Größe zählt, sie zählt auch in der Politik und die Lage ist die, dass die Ungarn zur Kenntnis nehmen müssen, dass wenn sie an der Organisierung Mitteleuropas teilnehmen wollen, dann müssen wir dies im Verhältnis zu einem polnischen Flaggschiff tun. Wir müssen uns um ein polnisches Flaggschiff herum klug anordnen, und die Polen müssen die sich hieraus ergebende Verantwortung auf die Weise auf sich nehmen, dass von der Kraft, die sie besitzen, auch ganz Mitteleuropa etwas erhält.
Ich wünsche Euch, Igor, dass Ihr zu dieser historischen Mission beiträgt. Ihr seht natürlich Zahlen, Profit, und solche Dinge, das alles ist sehr wichtig, aber erlaubt uns, in Eure Arbeit auch diese höheren geistigen Inhalte hineinzusehen, und so wünsche ich Euch zu beidem, zum Geldverdienen und dem Dienst der höheren Ziele viel Erfolg!