Guten Tag, meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich danke Ihnen für die Einladung hierher zu Ihnen, am Vormittag dieses Tages. Ich danke Ihnen auch dafür, dass Sie mich hierher eingeladen haben, wo wir jetzt zusammen sein können. Achtzig Jahre hindurch sind wir zwischen Ruinen herumgestolpert, wenn wir hierher in die Burg hochgekommen sind. Das Gebäude, in dem wir uns jetzt aufhalten, ist das Zeichen dafür, dass wir diese Periode hinter uns gelassen haben. Auch Sándor Demján hatte mehrfach gesagt, aber vielleicht hätten wir auch ohne ihn den Zusammenhang erkannt, dass es ohne Selbstachtung keinen Erfolg gibt. Und das ist nicht nur im Leben des Unternehmers wahr, das ist auch im Leben eines Landes wahr: Wenn ein Land keine Selbstachtung besitzt, kann es nicht erfolgreich sein.
Über jene, die mich eingeladen haben, hinaus, begrüße ich auch die Gattin von Sándor Demján, Lidike. Ich danke Ihr, dass Sie hier bei uns ist. Mehrfach schon wurde der Name des Ideengebers genannt. Das ist auch richtig, denn es ist tatsächlich wahr: Ohne ihn wäre es nicht zu dem heutigen Jubiläum gekommen. Es ist ebenfalls wahr, dass entsprechend der Gesetze oder der Moden des modernen Zeitalters haben er und ich ein gemeinsames Kind, das ist die Széchenyi-Karte. Siehe da, nichts ist unmöglich, es kann sein, dass sie doch Recht haben. So wie wir das abendlich, wenn wir uns begegneten und uns unterhielten, da haben wir dies den Etyek–Felcsút-Pakt genannt. Nicht alle wissen es, ihnen sage ich es, Sándor und ich stammen aus der gleichen Gegend, aus Nachbardörfern. Ich kannte ihn noch aus meiner Volksschulzeit bzw. erinnerte mich an ihn und war glücklich, als ich als Ministerpräsident mit ihm in einer ernsthaften Angelegenheit eine großangelegte Übereinkunft treffen konnte, die tatsächlich, wie das damals dort noch Sitte war, mit einem Handschlag besiegelt wurde, und jeder wusste für die nächsten zehn und eigen Jahre, was er zu tun hat. Vom Gründer haben wir auch lernen können, dass es sich am ehesten lohnt, sich das Unmögliche als Ziel zu setzen, was kleiner als das ist, ist nicht besonders aufregend. Also hat sich Sándor Demján zumeist nur unmögliche Dinge vorgenommen und dazu suchte er sich Partner, und so hat er mich dann mit der Gründung der Karte in die Falle gelockt.
Mut – das haben wir von ihm gelernt, und vielleicht auch, dass Du allein niemals klug genug sein kannst. Das ist die wichtigste Lehre, die ich seitdem mit mir führe. Es ist in meiner Arbeit genauso wahr wie im Fall eines ambitionierten Unternehmers, dass Du zwar alleine sehr klug sein kannst, aber alleine kannst Du niemals klug genug sein, denn es kommt immer jemand, der klüger ist als Du, und wenn Du nicht über jene Stützen verfügst, von denen Du die zum Erfolg nötigen Gedanken einsammeln kannst, dann ist es nur eine Frage der Zeit, wann Du unterliegst.
Vorhin ist auch gesagt worden, dass sich das Verhältnis der Kredite in die Richtung der Provinz bewegt hat; 75 Prozent Provinz, folgerichtig 25 Prozent Budapest. Das zeigt sehr gut, welche Vorurteile es in unseren Köpfen gibt, da sich dies nicht in die Richtung der Provinz bewegt, das ist auf diese Weise verhältnismäßig, wenn wir einen Blick auf das Land werfen. Ungefähr so sieht es aus: mindestens 75 Prozent ist die Provinz. Das ist auch aus dem Grund sehr wichtig, weil die ausländischen Großinvestitionen offensichtlich auf die Städte abzielen und ohne ausländische Großinvestitionen kann Ungarn nicht erfolgreich sein. Doch wenn es neben ihnen keine erfolgreichen ungarischen Unternehmen gibt, wodurch wird dann Ungarn ein ungarisches Land? Es ist also unsere, ich hoffe, es ist das der jeweiligen – also nicht nur der gegenwärtigen, sondern das der jeweils amtierenden – Regierung, es ist unsere Existenznotwendigkeit, der Kompass, dass es neben den großen ausländischen Firmen auch eine breite, starke, auf sicheren Beinen stehende ungarische Unternehmerschicht geben muss, und hier können wir nicht im Kapital, in der Kapitalkraft den Wettbewerb mit den Ausländern aufnehmen, denn sie sind ja aus verschiedenen Gründen stärker als wir, aber in der Anzahl. Also müssen die wenigen großen ausländischen Investitionen durch die zahlreichen ungarischen Klein- und mittleren Unternehmer ausgeglichen werden, damit die ungarische Wirtschaft eine ungarische Wirtschaft bleiben kann.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte Ihnen an dieser Stelle ein-zwei Zahlen mitteilen. Vom Herrn Finanzminister weiß ich, dass wir in diesem Jahr dieses Programm, dieses gesamte Széchenyi-Universum, das Széchenyi-Kartenuniversum mit 130 Milliarden Forint seitens des Budgets unterstützt haben und im nächsten Jahr werden wir es mit 290 Milliarden tun. Sie hören es richtig, im kommenden Jahr wird also das ungarische Budget dieses Programmpaket mit 290 Milliarden Forint unterstützen. Ich könnte natürlich sagen, wir tun dies nicht aus gutem Willen, denn die Zinsen sind angestiegen und so steigt auch die Zinsunterstützung automatisch – denn wir leisten ja eine Zinsunterstützung für dieses Programm –, doch ein jeder weiß, dass uns ein schwieriges Jahr bevorsteht. Es hätte auch die Entscheidung getroffen werden können, dass wir angesichts der Lage keine so große Summe in die Unterstützung des Systems der Széchenyi Karte investieren. Man hätte auch dafür Argumente in hoher Zahl anführen können, doch haben wir nicht dies getan, sondern beschlossen – vergessen Sie nicht, wir haben ein krisenhaftes Jahr vor uns – jene Unterstützung auf mehr als das Doppelte anzuheben, von 130 Milliarden auf 290 Milliarden Forint, die die ungarische Regierung im Interesse der Unterstützung der ungarischen Klein- und mittleren Unternehmer in das System der Széchenyi Karte setzt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir sind heute zusammengekommen, um die kontinuierliche Arbeit und deren Früchte zu feiern. Ich gratuliere den Unternehmern im Voraus, die ausgezeichnet werden, und ich möchte jenen für ihre Arbeit danken, die es ermöglicht haben, dass diese Unternehmen im Rahmen des Széchenyi-Kartenprogramms eine Unterstützung erhielten. Ich gratuliere und wir danken Ihnen! Doch ist das ein Anlass, an dem ich – wenn Sie es erlauben – nicht nur feierliche Sätze Ihnen überreiche, sondern da wir uns in spannenden Zeiten und auch vor wichtigen Entscheidungen befinden, möchte ich einige Sätze darüber sprechen, wie es um unsere Arbeit steht, die Arbeit des wirtschaftlichen Zusammenschnürens, der Zusammenstellung des kommenden Jahres.
Die erste Sache, die man entscheiden muss, ist welche Laune man letztlich hat. In guten Zeiten tritt diese Frage nicht in den Vordergrund, weil man guter Laune ist, man ist heiter und hoffnungsvoll. In schwierigen Zeiten ist dies nicht so eindeutig, selbst dann nicht, wenn man die inneren Triebfedern der schwierigen Situationen durchschaut. Von Ede Teller haben wir gelernt, der Pessimist ist ein Mensch, der Recht hat, daran aber keine Freude besitzt. Die Frage ist nur, wie wir uns hieraus herausziehen sollen, denn dass wir Recht haben, ist unzweifelhaft. Wir hatten Recht damit, dass man den Krieg überhaupt nicht hätte anfangen dürfen. Wir hatten Recht damit, dass wer Waffen liefert, selbst – ganz gleich, ob er es will oder nicht – immer näher an den Krieg gedrängt wird. Ausbildung, jetzt auch schon die umfassende Finanzierung einer im Krieg stehenden Partei. Wir hatten auch Recht damit, dass die Sanktionen die europäische Wirtschaft erschüttern würden. Und wir hatten auch damit Recht, dass die Energiesanktionen überallhin Inflation mit sich bringen würden. Wenn das die pessimistische Situation und Lebensansicht in den gegenwärtigen Zeiten ist, dann bleibt die Frage, wie die optimistische aussieht? Dann ist ja der Optimist – wenn die für den Pessimisten gültige Definition von Ede Teller wahr ist – der Mensch, der Recht hat, und ihm dies auch Freude bereitet. Wir müssten das finden, womit wir in dem kommenden Jahr Recht haben werden, das uns auch eine Freude bereitet. Ich habe viel nachgedacht, doch ist meine Liste viel kürzer als meine Sammlung an Beweisen hinsichtlich der Pessimisten.
Zunächst einmal kann es uns Freude bereiten, während wir hinsichtlich des kommenden Jahres Recht haben, dass man von der Rezession verschont bleiben kann. In einem Jahr werden wir dann besprechen, ob dies gelungen ist, doch bereits der Gedanke, dass es sich lohnt dafür zu arbeiten, um verschont zu bleiben, denn man kann verschont bleiben von der europäischen Rezession, schon dies kann uns mit Freude erfüllen. Mit Freude kann uns auch erfüllen, dass man vom Krieg verschont bleiben kann. Mit Freude kann uns auch erfüllen, dass wir uns zum Ziel setzen, dass von Dezember zu Dezember gerechnet die Inflation bis Ende 2023 einstellig sein soll. Freude kann auch bereiten, dass wir uns zum Ziel setzen und es auch für möglich halten, dass man auch in einer solchen Situation die Familien vor den riesigen Nebenkosten schützen kann. Auch dazu möchte ich später noch einige Sätze sagen. Als wir die 250 tausendste Széchenyi Karte übergaben, war der eine Leitgedanke oder Unterleitgedanke der Reden, die gehalten wurden, wie der Markt und der Staat zusammenarbeiten müssten. Ich habe nie daran geglaubt, dass der Markt heilig und unantastbar sei. Es besitzt seine eigenen Gesetze, man muss sich also vorsichtig mit ihm beschäftigen, ihn berühren, dort eingreifen, doch dass er unantastbar wäre, habe ich nie gedacht. Und das am allerwenigsten, dass es hinter dem Markt eine unsichtbare Hand gäbe, die für die Gesellschaft auch ohne, dass der Staat eine Rolle übernehmen würde, die Dinge auf eine positive Weise regeln könnte. Mag sein, dass es in konsolidierten Zeiten so eine unsichtbare Hand gibt, auch hinsichtlich dessen können wir Zweifel haben, doch dass es in außergewöhnlichen Situationen mit Sicherheit nicht wahr ist, dass jemand als eine unsichtbare Hand die Dinge in unser aller Interesse ordnet, darin bin ich mir ganz sicher. Das war nicht wahr, d.h. in der Zeit der Finanzkrise, in der Zeit der durch die Kredite in Fremdwährungen verursachten Krise, in der Zeit von COVID und jetzt, in der Zeit der Sanktionsaufpreise, in der Zeit der Sanktionsinflation war und ist das staatliche Eingreifen notwendig. Ohne den Staat verteilt diese ominöse unsichtbare Hand in solchen außergewöhnlichen Situationen derart starke Ohrfeigen an die Unternehmer, dass sie zusammenbrechen, wenn es keine Zusammenarbeit zwischen dem Staat und den Unternehmern gibt. Ich habe niemals den Standpunkt geteilt, der Staat, die Regierung und der Markt seien Feinde. Vielmehr würde ich sagen – das haben wir auch 2017 gesagt –, dass der eine nicht ohne den anderen existiert. Ich glaube nicht daran, dass die Wirtschaft gut funktionieren könnte, wenn es gleichzeitig keine durch den Staat garantierten sicheren Rahmen gibt und auch der starke Staat kann nicht ohne eine gut funktionierende Wirtschaft existieren, wenn der Staat die eigenen Gesetzmäßigkeiten der Wirtschaft respektiert.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Wir stehen vor einem Jahr, in dem diese Zusammenarbeit sehr notwendig sein wird, d.h. ohne einen starken, zum richtigen Zeitpunkt und richtig handelnden Staat wird die ungarische Wirtschaft 2023 nicht erfolgreich sein, ja sehr viele Unternehmer und Unternehmen können ohne solch eine Zusammenarbeit auch gar nicht überleben. Wir sind in eine Energiekrise geraten, die mit dem raschen Abbau der gesamten europäischen Industrie droht. Dies hört sich im ersten Augenblick vielleicht wie ein übertriebener Satz an, doch wenn Sie die Wirtschaftsanalysen von Ländern lesen, die reicher und stärker als wir sind, dann können Sie sehen, dass heutzutage sehr wohl das wichtigste Thema z.B. in Deutschland aber auch in anderen Ländern westlich von uns ist, ob diese jetzige Energiekrise nicht den sprunghaften Abbau der europäischen Industrie mit sich bringt. Hinzu kommt noch, dass diese Herausforderung, diese Bedrohung uns in einem Zeitraum erreicht, d.h. die europäischen Wirtschaften erreicht, in dem wir die Tage eines seit längerem andauernden Verlustes der Wettbewerbsfähigkeit erleben. Nur in der Sprache der Zahlen dies herbeizitierend: 1990 machte das GDP der Europäischen Union noch 24 Prozent der Weltwirtschaft aus. 1990! Dies ist zwanzig Jahr später, 2010 auf 21 gesunken und jetzt beträgt dieser Wert 2022 nur noch 16 Prozent und zeigt eine abnehmende Tendenz. Laut den Vorhersagen können im kommenden Jahrzehnt im Vergleich zu den vorhergehenden Jahrzehnten die Wachstumsaussichten der EU um mehr als die Hälfte abnehmen.
Und hier steht vor uns ein großes intellektuelles Rätsel. Am ehesten natürlich vor den führenden europäischen Politikern, vor den politischen Führern erhebt es sich. Die europäische Wirtschaft besaß eine Struktur, deren Achse die Zusammenarbeit mit Russland war, im Rahmen welcher Zusammenarbeit wir aus dem Osten billige Energie und beinahe unbegrenzte Rohstoffe in die europäische Wirtschaft einbeziehen konnten, im Gegenzug brachten wir Technologie nach Russland. Dies hatte Abhängigkeit, wenn auch gegenseitige Abhängigkeit, ein Gleichgewicht und insgesamt ein europäisches Wirtschaftswachstum zum Ergebnis. Das ist jetzt vorbei. Es ist zerfallen, man hat es zerschlagen, man hat es abgetrennt, nennen wir es, wie wir wollen, aber dieses Modell hat aufgehört zu existieren. Aber es hat nicht auf die Weise aufgehört zu existieren, dass anstelle eines durchdachten, gut ausgedachten Modells wir zu einem anderen übergegangen wären, sondern wir haben das eine eingestellt und wir wissen nicht, was danach kommt. Jetzt sind wir also hinsichtlich des Jahres 2023 in der Situation, dass ganz Europa sich ausdenken muss, mit was für einem System es die heuer liquidierte europäische Wirtschaftsstruktur ersetzen möchte. Und wenn das nicht genug sein sollte, wenn dieses Bild nicht ausreichend düster sein sollte, dann nenne ich hier auch noch jene Diskussionen, die heutzutage darüber geführt werden, ob man nicht auch die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und China lockern oder zurückhalten müsste. Na, wenn wir auch noch damit die europäischen Wirtschaften belasten, dann ist es keine Frage, dass es schwer sein wird, ein derartiges neues Modell zu finden, in dem es weder Russen noch Chinesen gibt und das trotzdem für die Europäische Union gut ist.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Was uns, Ungarn, in diesem europäischen Zusammenhang angeht, so ist die größte Arbeit, in der wir jetzt gemeinsam mit dem Herrn Finanzminister begriffen sind, das Budget für 2023. Es gibt ein 2023-er Budget Ungarns, denn das Parlament hat es entsprechend der gewohnten Vorgehensweise bis zum ersten Juli angenommen, doch seitdem ist in der ungarischen und in der europäischen Wirtschaft das eine und das andere passiert, wir müssen also im Rahmen der Aufstellung von Verordnungen in der Gefahrensituation das Budget an die gegenwärtige Situation anpassen. Der Leitfaden, den wir jetzt befolgen, ist der Gedanke, dass da es keine neue europäische Wirtschaftsstruktur gibt, dürfen wir uns auf niemanden anderen als auf uns selbst verlassen. Wir müssen also für uns ein eigenes Rettungsboot für das Jahr 2023 finden. Wenn wir sitzen und warten, und wir darauf warten, dass anstelle der jetzt liquidierten über Verbindungen verfügenden, geringen, jedoch ein Wirtschaftswachstum zum Ergebnis habenden europäischen Wirtschaftsstruktur jemand anderes dann sich eine neue ausdenken wird und wir daraus ableiten, was wir, Ungarn, machen müssen, wenn wir also diesen Weg beschreiten möchten, dann werden wir mit Sicherheit das Jahr 2023 verlieren. Und der Fall ist äußerst selten, in dem jemand anderes von unseren Interessen ausgehend für uns sich ein gutes Programm ausdenkt.
Wir müssen also mit einem eigenen Rettungsboot kalkulieren bzw. wir müssen ein eigenes Rettungsboot für Ungarn, für die ungarische Wirtschaft bauen. Ein Rettungsboot, das zugleich in der Lage ist, die Bevölkerung vor dem unkontrollierten Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise zu schützen sowie in der Lage ist, die Funktionsfähigkeit der ungarischen Firmen aufrechtzuerhalten. Die gute Nachricht ist, wenn wir nach dem wirtschaftlichen Leitfaden für das Jahr 2023 suchen, dass es uns zwischen 2015 und 2021 regelmäßig gelungen war, das Wachstum der Europäischen Union um mehr als das Doppelte zu übertreffen. Es gibt also in der ungarischen Wirtschaft Dynamik, wenn ich den Durchschnitt der Europäischen Union als Vergleichsgrundlage nehme. Wenn eine Wirtschaft in der Lage ist, zweimal so schnell zu wachsen wie die sie umgebende Welt, der größere einheitliche Markt, dessen Teil sie ist, dann verfügt diese Wirtschaft über Dynamik.
Die schlechte Nachricht ist aber, dass drei Dinge, die Energie, die Inflation und die Zinsen auch uns, Ungarn, treffen werden. Die Energie ist die größte Angelegenheit und die schwierigste Herausforderung. Damit sie das gesellschaftliche Gewicht dessen verstehen, in dem heutigen, bereits veränderten System der Unterstützung der Nebenkosten gibt im Durchschnitt – der Durchschnitt verdeckt immer die Unterschiede, doch ist er dennoch eine brauchbare Zahl – das ungarische Budget in jedem Monat jedem Haushalt 180 tausend Forint. Stellen Sie es sich vor, wenn wir diese in Bargeld auszahlen würden, was für eine fantastische Sache das wäre! Doch ist das nicht die Situation, sondern die Situation ist, dass wir 180 tausend Forint geben, denn wenn wir sie nicht geben würden, dann wäre die Energierechnung jeder ungarischen Familie um diese Summe höher. Dies ist aus dem Grund ein historisches Problem für Ungarn, denn wenn wir die vergangenen zwölf Jahre nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus gesellschaftlicher Perspektive zu verstehen versuchen, dann war das größte Ergebnis dieser zwölf Jahre für Ungarn, dass sich für jene in dem vier unteren Zehntel, den vier unteren Dezilen sich die Möglichkeiten eröffnet hatten, sich an die Mittelklasse. In der Sprache der Zahlen bedeutet dies, dass wenn wir vergleichen, wie viel die ungarischen Menschen in den unteren vier Zehnteln 2010 für die Nebenkosten ausgeben mussten, die Lebensmittel und die Energie mit inbegriffen, und wie viel dies, wieviel Prozent dies von ihrem Lohn mitnahm und wie viele Prozente es jetzt mitnimmt, dann sind wir jetzt in einem viel besseren Zustand als wir es vor zehn Jahren waren. Doch wenn wir diese Familien nicht vor den hohen Nebenkosten schützen können, dann werden wir dorthin zurückfallen, wo wir 2010 waren. Und für die untere Mittelklasse wird die Möglichkeit voranzukommen sich verflüchtigen, wofür wir doch zwölf Jahre hindurch hart gearbeitet haben. Deshalb ist, auch wenn man ökonomisch gesehen infrage stellen kann, ob die Aufrechterhaltung so eines Systems der Unterstützung der Nebenkosten eine richtige Sache ist, so ist dies aus gesellschaftlicher Perspektive nicht anzweifelbar. Deshalb ist es auch der Ausgangspunkt des Budgets des nächsten Jahres, dass wir diese Fähigkeit, diese Unterstützung bewahren und gewähren müssen. Die Folgen dessen sind finanziell äußerst schwerwiegend. Ich will sie damit nicht überbelasten, ich nenne nur einige Zahlen. 2021 kostete der Energieimport des gesamten ungarischen Lebens – der Wirtschaft und der Haushalte gemeinsam –, denn die ungarische Wirtschaft ist auf den Energieimport angewiesen, insgesamt 7 Milliarden Euro. 2021! Das ist 2022 auf 17 Milliarden Euro gestiegen. Und im kommenden Jahr wird er irgendwo zwischen 17 und 20 Milliarden liegen. Das bedeutet nur in diesem Jahr, dass man von irgendwoher 10 Milliarden Euro hervornehmen muss. Und dies bedeutet, gerechnet mit 400 Forint, was unter den gegenwärtigen Bedingungen eine optimistische Kalkulation ist, 4.000 Milliarden Forint. 290 Milliarden Forint geben wir nächstes Jahr für die Széchenyi Karte, und gleichzeitig sprechen wir davon, dass die ungarische Wirtschaft 4.000 Milliarden Forint unverschuldet verliert, nur weil der Preis der Energie gestiegen ist. Energie der gleichen Menge und in der gleichen Qualität müssen wir um 10 Milliarden Euro, d.h. um 4.000 Milliarden Forint mehr im kommenden Jahr ankaufen, als wir dies im Jahr 2021 getan haben. Und dies wird 2023 nicht besser werden; es ist schon eine große Hilfe, wenn es nicht schlechter wird. Einen Teil dieser gewaltigen finanziellen Belastung muss die Wirtschaft tragen, und den anderen Teil das Budget. Deshalb können wir im kommenden Jahr jedweden, im Übrigen berechtigten Anspruch nach Geldverteilung nur äußerst zurückhaltend beachten, denn jeder Forint, der zustande kommt, muss in den Fonds zum Schutz der Nebenkosten, denn dort müssen wir etwa 2.000, im Vergleich zum Vorjahr plus 2.000 Milliarden Forint herstellen. Deshalb verstehe ich zum Beispiel den durch Sie zur Sprache gebrachten Vorschlag zu Verhandlungen über den Minimallohn, dass Sie mit den Arbeitnehmern über den Minimallohn übereinkommen können, wenn auch wir die Sozialabgaben senken. Doch ich kann die Sozialabgaben, wir können die Sozialabgaben nicht senken, denn wir sind schon an der Wand angekommen, es gibt keinen Raum mehr, wohin man sich noch zurückziehen könnte. Es ist unmöglich, dass das ungarische Budget im Jahr 2023 irgendeine Art von Sozialabgabensenkung so erwirtschaften könnte, dass gleichzeitig die Maßnahmen zum Schutz der Nebenkosten aufrechterhalten werden müssen. Das ergibt sich finanziell ganz einfach nicht. Ich möchte also einen jeden darum bitten, dass wenn er das Jahr 2023 plant, er mit einem ungarischen Budget rechnen soll, das seine gesamte Kraft darauf konzentriert, die Mittelklasse, betont die untere Mittelklasse vor den in Europa entstandenen unmenschlichen wirtschaftlichen Folgen der Energie und der Inflation zu schützen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
5 Prozent betragen die Zinsen, die im Rahmen des Széchenyi Kartenprogramms um einen Kredit anhaltenden Unternehmer zahlen werden. Die Zinsen auf dem Markt sind irgendwo bei zehn und etwa – kann man noch mit zehn beginnen? –, 18, aber vielleicht beginnen sie schon mit einer Zwei: Sie liegen bei zwanzig und einigen Prozent. Es ist vollkommen offensichtlich, dass unter solchen Bedingungen wir noch stärker auf Ihr Talent angewiesen sind als früher. Mit einem durchschnittlichen Talent kann man lavieren, wenn die Dinge gut laufen. In schwierigen Zeiten können wir nur dann auf den Beinen bleiben, wenn alle, die Unternehmer mit inbegriffen, aber auch die Regierung mit inbegriffen, alle Talente, die sie besitzen, mobilisieren und es mutig auf sich nehmen, gewogen zu werden. Also das folgende Jahr, 2023 wird nicht einfach nur unsere finanziellen Möglichkeiten wiegen, es wiegt uns auch persönlich. Es wiegt auch Sie, über was für Talente und Fähigkeiten wir hinsichtlich der Anpassung, der Neuplanung, des Ertragens des schwierigen Zeitraums verfügen. Ein Land kann nicht stark sein, wenn es keine Sphäre von Klein- und mittleren Unternehmen besitzt, es kann nicht stark sein, wenn es über keine auch im internationalen Kontext sich bewährende Managerschicht von Betriebsleitern besitzt und es kann nicht stark sein, wenn es über keine starken Interessenvertretungen verfügt. Im kommenden Jahr zähle ich stärker oder ernsthafter als bisher auf die Zusammenarbeit mit ihren wirtschaftlichen Interessenvertretungen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Während wir 290 Milliarden Forint zur Unterstützung des Széchenyi Kartensystems aufwenden werden, möchte ich Sie daran erinnern, dass wir außerdem, darüber hinaus noch weitere 220 Milliarden Forint den Klein- und mittleren Unternehmen geben werden, die in die so genannte energieintensive Kategorie entfallen. Dies betrug früher 3 Prozent, das haben wir jetzt auf 2 Prozent gemindert – wenn ich mich richtig erinnere, oder die Verordnung ist schon erschienen –, auf diese Weise können mehr Betroffene daran teilnehmen, und selbstverständlich zur Unterstützung von grundlegend ungarischen Fabriken müssen wir auch ein Programm zur Rettung von Fabriken initiieren.
Also, meine Damen und Herren, das Jahr 2023 wird ein von uns allen ernsthafte Anstrengungen fordernder Zeitraum werden. Es gibt eine Zahl, die die Regierung für besonders wichtig hält, wenn es um Sie geht. In der Öffentlichkeit sprechen wir hierüber vielleicht weniger, aber wir messen die relative Produktivität der ungarischen Klein- und mittleren Unternehmen im Vergleich zu den heimischen Großfirmen. Denn die wahre Herausforderung für die ungarische Wirtschaft ist, dass es eine mit großer Produktivität arbeitende Welt der Großunternehmen gibt und es gibt eine im Vergleich dazu zurückbleibende, in der Produktivität zurückbleibende Welt der Klein- und mittleren Unternehmer, und wenn es gelingt, den Unterschied zwischen den beiden zu mindern, wird sich die ungarische Wirtschaft auf einer guten Bahn befinden. Im vergangenen Jahrzehnt hat sich die Produktivität dieser kleinunternehmerischen Welt, die der Klein- und mittleren Unternehmen, ihre relative Produktivität um 13 Prozentpunkte verbessert, um so viel hat sie sich den inländischen Großfirmen genähert. Das ist ein fantastisches Ergebnis! Die absoluten Zahlen sehen noch immer nicht so gut aus, denn die Produktivität liegt immer noch unter der Produktivität der westeuropäischen Klein- und mittleren Unternehmen, doch schon jetzt ist sie wettbewerbsfähig im Vergleich zu den Unternehmen gleicher Größe in den anderen Ländern der Region.
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Zum Abschluss, damit nicht die Pessimisten, sondern die Optimisten etwas Wettbewerbsvorteil besitzen, möchte ich Ihnen jene Fähigkeit der Ungarn in Erinnerung rufen, obwohl die Nationalcharakterologie ein für politische Reden nicht empfohlenes Thema ist – obwohl wir das am meisten lieben, denn schließlich geht das doch in die Tiefe, dies deckt die tiefsten Zusammenhänge auf –, also es gibt im Charakter der Ungarn doch etwas, was auch ich selbst in den vergangenen dreißig Jahren erlebt habe, dass wenn die Dinge gut laufen, dann gehen die Ungarn auseinander, die bis dahin straff geführten Dinge beginnen sich zu lockern, ein jeder braucht etwas mehr Platz, also irgendwie gehen sie auseinander. Und wenn das Übel kommt, dann erkennen aber auf einen einzigen Schlag hin alle, dass wir die schwierige Situation nur durch Zusammenarbeit, nur durch disziplinierte Zusammenarbeit überleben können. Die Ungarn besitzen also meiner Ansicht nach einen historisch erzogenen, ausgewachsenen Lebensinstinkt, der uns dabei hilft, dass man die schwierigen Zeiten überleben muss. Betrachten Sie auch die Entscheidung der ungarischen Regierung! Schwierige Zeiten, wir haben einen Teil oder gar das Ganze der für die Klein- und mittleren Unternehmen vorgesehenen Summe nicht weggenommen, um unsere Probleme im Budget zu lösen, sondern wir sind in die genau entgegengesetzte Richtung gegangen, damit wir Verbündete, damit wir Partner haben, mit denen wir gemeinsam den Wettbewerb bzw. die Auseinandersetzung in den vor uns stehenden schweren Jahren gemeinsam aufnehmen können. Die Ungarn besitzen also irgendeinen Instinkt, irgendeine Instinktwelt, auf die wir auch im Jahr 2023 aufbauen können.
Hierher passt auch der Schlussgedanke, den ich von Széchenyi übernommen habe. Dies pflegen die Ökonomen vielleicht seltener zu lesen oder ihr Auge bleibt seltener an dieser Zeile des Werkes „Hitel“ (Kredit) hängen, denn grundsätzlich betrachtet ein jeder dies als ein wirtschaftliches Werk, schließlich geht es um den Kredit, doch gibt es da doch ein-zwei Gedanken, in denen es um die hinter dem Wirken des Kredits und der Wirtschaft sich erstreckenden gesellschaftlichen Bedingungen geht. Ich zitiere jetzt diesen Satz: „Und noch tiefer als dieser Kredit” – hier ist Kredit als Titel, also als das Buch zu verstehen – „liegt etwas” – sagt Széchenyi – „im weiteren Sinn des Kredits. Nämlich glauben und einander glauben können.” Das ist der Lebensinstinkt, über den ich gesprochen habe, in der Zeit des Übels können die Ungarn einander glauben und sie müssen dies auch tun. Was die ungarische Regierung angeht, so haben wir die ersten hierzu notwendigen Schritte auch getan. Ich gratuliere noch einmal, ich wünsche einen glücklichen Geburtstag!
Ich danke Ihnen, dass ich hier sein durfte!