Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich begrüße recht herzlich alle Anwesenden, besonders Herrn Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und seine Gemahlin. Wir befinden uns in einem besonderen Moment, und auch ich befinde mich in einem besonderen Moment. Das war keine so leichte Geschichte, wie sie es zu sein scheint, denn nach einiger Zeit war es klar, dass die Wahrheit auf der Seite der Polen ist und dieses kostbare Objekt ihnen gehört, doch ist die Wahrheit, dass es auch uns ans Herz gewachsen war. Und die internationale Welt der Kunstschätze ist äußerst kompliziert, ein jeder besteht auf das, was er hat, ganz gleich, ob es ihm gehört oder nicht. Die Situation wurde auch durch die Tatsache noch komplizierter, dass es bei uns so ist, wie auch vermutlich hier in Polen, dass die Experten der Museologie die besten Bewacher des nationalen Schatzes sind. Sie verteidigen wie Löwen all das, was Teil der nationalen Kultur ist, und verzichten ungern selbst auf den kleinsten Gegenstand. Diese innere Debatte in Ungarn war also nicht einfach, bis wir uns schließlich gegenseitig davon überzeugen konnten, dass es auf diese Weise am besten sein werde, diese Rüstung muss dorthin kommen, wo sie hingehört. Sie gelangte infolge eines glücklichen Zufalls zu uns, nennen wir es ein „glückliches Missverständnis“. Wir dachten, dies sei die Rüstung des ungarischen Königs Ludwig II. Wir waren also keine Hehler, wir glaubten, sie gehöre uns, doch dann hat die Wissenschaft, so wie sie voranschritt, herausgefunden, dass dies anders ist, und es sich um die Kinderrüstung des polnischen Königs Sigismund II. Augustus handelt. Viele Historiker und Museologen hofften, dass dem vielleicht doch nicht so ist.
Lieber Mateusz!
Ihr könnt sicher sein, dass die Herkunft einer Rüstung in der ganzen Welt noch nicht gründlicher untersucht worden ist, und schließlich haben wir, Ungarn, uns vor den historischen Tatsachen und der Wahrheit verneigt, und eingesehen, dass sie Euch gehört. Und nachdem der Ministerpräsident Polens bei uns mit dieser offiziellen Bitte angesucht hatte, haben wir die einzig mögliche Entscheidung getroffen, die einzig mögliche Entscheidung, die die polnisch-ungarische Freundschaft zuließ, die, das zurückzugeben, was Euch gehört, was Ihnen gehört. Ich habe einen Abschluss in Jura. Das Recht bedeutet eine klare Rede, und das Eigentumsrecht ist seit dem Römischen Recht der am besten ausgearbeitete Teil der Rechtswissenschaften. Also, meine lieben Polnischen Freunde, die Rüstung gehört dem Recht nach zweifellos schon Ihnen, sie gehört Euch. Erlaubt uns so viel, sie in unserem Herzen weiterhin noch für eine Weile auch als die unsere zu empfinden. Und wir bitten Euch, versprecht, dass Ihr mindestens so gut auf sie achten werdet, wie wir das getan haben. Also geben wir sie Euch, geben sie Ihnen jetzt im Namen der polnisch-ungarischen Freundschaft zurück – in der Hoffnung, dass in der Geschichte früher oder später alles an seinen Platz zurückkommt. Wir danken dafür, sie bisher bewahrt haben zu dürfen.