Katalin Nagy: Laut den beiden international anerkannten Statistiken, der der Johns Hopkins Universität und der in London ansässigen Our World in Data befinden wir uns hinsichtlich der Durchgeimpftheit im Spitzenfeld, in dieser Woche weltweit an der zehnten und in der Europäischen Union an der ersten Stelle – das schreibt das Internetportal Index. Ich begrüße im Studio Ministerpräsident Viktor Orbán. Sind Sie mit den Zahlen zufrieden?
Ich bin ein Ungar, deshalb werde ich niemals zufrieden sein, doch können wir das als ein schönes Ergebnis bezeichnen. Aber schließlich, wenn du ein Ungar bist, was anderes würdest du wollen, als erster zu sein?! Wir bereiten uns auch auf die Olympiade vor, und überhaupt: Der Wettbewerbsgeist ist dem Ungarn nicht fremd, ja wir bestehen im Wettbewerb im Allgemeinen recht gut, wir haben nichts gegen ihn. Dies ist zwar ein etwas spezieller Wettbewerb, man darf ihn also nicht auf die Weise betrachten, als ob es bei diesem Wettlauf nicht um das Leben der ungarischen Menschen ginge, und man darf nicht zulassen, dass der Wettbewerbsgeist hier wichtiger werde als das, worum es im Wettbewerb geht, es geht um Menschenleben, Menschen müssen gerettet werden, wir müssen Menschenleben retten. Und es ist auch nicht gelungen, das Leben von einem jeden zu retten, denn wer derart eine ernsthafte primäre Krankheit hatte, dass der Organismus das noch hinzukommende Coronavirus nicht mehr ertrug, ist verstorben, wir haben also Verluste. Wir haben ernsthafte Verluste. Während wir darüber sprechen, dass wir im Impfen die ersten sind, muss das Mitgefühl und die Hilfe, die zum Ertragen des Schmerzes geleistet wird, auch weiterhin an der ersten Stelle bleiben.
Sie haben gestern Katalin Karikó, die weltberühmte Biochemikerin getroffen. Was hat sie gesagt, wie viel Prozent muss die Durchgeimpftheit erreichen, damit wir das Ganze hinter uns haben?
Sie sagte eine ganze Reihe interessanter Dinge, auch fachliche Dinge aus dem Bereich der medizinischen Biologie, es gab Dinge, die ich verstanden habe, aber so ein Gespräch ist für einen Juristen wie mich keine so einfache Sache. Am wichtigsten ist letztendlich aber, dass wir hier erneut einer großen ungarischen Leistung gegenüberstehen. Es hat etwas großartiges, dass jemand von Kisújszállás losgehend zur heute bekanntesten Ungarin wird. Wir können ruhig sagen: Katalin Karikó ist unter den heute Lebenden die bekannteste ungarische Person. Hinzu kommt noch, dass sie den Weltruhm mit einer Leistung erringt, mit der das Leben von Millionen von Menschen, von vielen Millionen von Menschen gerettet werden kann. Das ist meiner Ansicht nach eine große Sache, auch ich hatte das Gefühl, einen Grund zu haben, um auf sie stolz zu sein, dabei war ich nicht bei den Reagenzgläsern anwesend, als Frau Professor Karikó die Versuche durchführte, aber trotzdem empfinden wir sie als die unsere. Der Ungar liebt es, in erster Person Singular zu formulieren. Auch den Staat haben wir gegründet, auch die Gesetze des Heiligen Stephan haben wir erlassen, auch die Engländer haben wir im Wembley Stadion besiegt und auch unter König Mátyás „ächzte die stolze Burg Wiens unter unserem Heer“, wie es der Dichter Kölcsey in unserer Nationalhymne formulierte, wir sind also sehr darin involviert, da wie eine Gemeinschaft sind, eine nationale Gemeinschaft, und wir projizieren uns gegenseitig in unsere Leistungen, und natürlich auch in unsere Fiaskos. Hinzu kommt noch, dass meine Mutter aus Mezőtúr und meine Frau aus Szolnok stammt, ich also den Teil Ungarns, den man als Hunnien bezeichnen kann, recht gut kenne, das ist eine sprödere Welt als die pannonische Welt westlich der Donau, dort tobt ein härterer Kampf um das Leben, aber das tut dem Kampfgeist gut, und wir können auch ruhig sagen, dass wir eine Professorin haben, die in dieser gegenwärtigen gefährlichen Welt, über diese Epidemie, über die zur Abwehr der Epidemie nötige Schutzimpfung alles weiß. Ich hatte das Gefühl, in Sicherheit zu sein, da es einen ungarischen Menschen gibt, den man, wenn es irgendein Problem gibt, erreichen, anrufen kann, und er kann uns einen Rat geben, was wir tun sollen, es war also ein sehr interessantes Erlebnis. Hinzu kommt noch, wenn schon Kisújszállás genannt worden ist, dass – wenn ich mich richtig erinnere – die Professorin einer Fleischerfamilie entstammt, also konnten wir über die Reagenzgläser und die Schutzimpfung hinaus auch fachliche Fragen wie Sülze und ähnliche besprechen. Den „Paprika nur aus Szeged”, sagte sie, und auch ich kenne das so. Ich habe eine sehr freundliche und auf ihre eigenen Wurzeln und ihr Ungarntum stolze, weltbekannte ungarische Professorin treffen dürfen.
Auch sie hat den Eindruck, dass jetzt die dritte Welle gebrochen worden ist und die Chancen bestehen, dass keine vierte mehr kommt.
Ich weiß nicht, wie oft Sie die Möglichkeit besitzen, sich mit Wissenschaftlern zu unterhalten, doch ist die Wissenschaft eine Welt, in der – da es in ihr keine Endgültigkeit gibt, sondern ständig immer weitere neue Dinge auftreten – es äußerst schwer ist, den Forschern und Medizinern ein „Ja“, ein „Nein“ und eindeutige Sätze zu entlocken.
Sie sind vorsichtig.
Ja, laut dem gegenwärtigen Stand der Dinge, entsprechend des heutigen Wissensstandes der Menschheit, auf Grund der uns zur Verfügung stehenden Daten – das sind die Redewendungen, mit denen sie argumentieren. Mit Bestimmtheit hat die Frau Professor behauptet, dass das, was sie bzw. ihr Forschungsteam – in dem sich auch noch andere Ungarn befinden, im Übrigen kommen sie ebenfalls aus Kisújszállás – entwickelt haben, sei eine Methode, die es der Menschheit ermöglicht, falls neue Mutanten entstehen sollten, von dieser Methode ausgehend, diese benutzend, schnell neue Antworten geben zu können. All das Wissen, das wir von ihr erlangen können oder das ich gestern von ihr erhalten habe, erhöht mein Sicherheitsgefühl und das Sicherheitsgefühl des Landes.
In Ungarn kann man sich jetzt für vier Arten von Impfstoff einen Zeitpunkt geben lassen. Es gibt kaum noch einen anderen Ort in Europa, wo man dies tun kann. Trotzdem sagt die Linke, man müsse mit dem östlichen Impfstoff vorsichtig sein, und obwohl die WHO den Impfstoff von Sinopharm empfohlen hat, ja und gestern der Generalsekretär der UNO in Moskau den Impfstoff Sputnik V gelobt hat, und man zum Beispiel auch in Deutschland sagt, sie werden ihn nicht akzeptieren, sondern nur die durch die Europäische Arzneimittel-Agentur zugelassenen Impfungen.
Erlauben Sie mir an dieser Stelle jetzt von unserer kostbaren Zeit nicht viel auf die Linke zu vergeuden, nur soviel: Es ist schon vollkommen offensichtlich, dass die ungarische Linke in der Angelegenheit der Epidemie sich sehr blamiert hat, sie sind zu weit gegangen, haben nicht geholfen, sondern nur geschadet. Meiner Ansicht nach ist die Verteidigung in einer Pandemiesituation eine nationale Angelegenheit, an dieser nicht teilzunehmen ist mehr als nur ein Fehler. In so einer Situation Fakevideos herzustellen, ist mehr als nur ein Fehler, Menschen von der Impfung abzubringen, Misstrauen gegenüber einzelnen Arten von Impfstoffen zu erwecken, ist mehr als ein Fehler. Ich bin also der Ansicht, es lohnt sich nicht, darüber mehr zu sprechen, wir alle müssen uns merken, dass man, wenn es Probleme gibt, nicht auf die Linke zählen kann. Was die Angelegenheit der wählbaren Impfstoffe angeht: Ich war letzte Woche in Porto, da gab es einen Gipfel der Europäischen Union, und dort habe ich kein Land gefunden, in dem es solch eine Bedienung wie in einer Shoppingmall gäbe, dass man hineingeht und dann sagt: „Ich möchte dieses oder jenes, und wenn es das nicht gibt, dann warte ich lieber noch.“ Soweit ich das also sehe, haben die westeuropäischen Länder einen Rückstand von einem, vielleicht von zwei Monaten im Vergleich zu uns. Sie freuen sich also, wenn sie überhaupt vorankommen. Der Umstand, dass wir bei uns die 16-18-Jährigen impfen, wofür ich den Jugendlichen im Übrigen meinen Dank aussprechen möchte, denn mehr als die Hälfte der Altersgruppe hat sich gemeldet, hat sich für die Impfung registriert, und das zeugt von einem ernsthaften Verantwortungsgefühl, denn sie sind jung, sie überstehen das leichter als die Älteren, doch trotzdem haben sie um den Impfstoff gebeten, da sie wissen, sie könnten andere Menschen infizieren, die eventuell daran sterben könnten – also Hut ab vor unseren Jugendlichen. Während wir bereits sie impfen, werden in Westeuropa noch die Rentner geimpft. Und der Umstand, dass man in Ungarn wählen kann, überrascht selbst mich, denn als ich dies das erste Mal gehört habe, man müsse es so machen, dass es auch mehrere Impfstoffe gibt, und da wir ja keinen Unterschied zwischen den Impfstoffen machen, es wird östlichen und westlichen geben, ermöglichen wir die Wahl von diesen, und man darf aus dem Impfstoff tatsächlich keine ideologische Frage machen, denn es geht um Menschenleben, und das steht über allen parteipolitischen Annäherungen, es ist egal, ob die Katze weiß oder schwarz ist, sie soll die Maus fangen, dies gilt auch für den Impfstoff, es ist gleichgültig, woher er kommt, nur soll er uns schützen; also als man dies das erste Mal sagte, entgegnete ich: „Und wollen sie vielleicht nicht auch noch ebenfalls vorschlagen, wie die Person aussehen soll, die die Impfung verabreicht, also von welchem Typ von Krankenschwester wollen sie sich die Impfung geben lassen?“ Ich hielt das auf den ersten Blick, als mir der Innenminister das erste Mal sagte, dies sei möglich, für absurd. Ich sagte: „Lieber Herr Innenminister, lieber Sándor, lösen wir das Problem irgendwie, freuen wir uns, das es so geht.“ Aber er sagte, ich solle es ihm glauben, aus den Bestellungen geht es deutlich hervor, dass wenn wir die Dinge gut organisieren und auch der Informatikhintergrund etabliert ist, was keine einfache Sache ist, aber wenn wir auch ihn zu schaffen in der Lage sind, dann können wir an den Punkt gelangen, dass es nicht nur ausreichenden Impfstoff gibt, sondern Sie selbst können bestimmen, welchem sie am meisten vertrauen und welchen Sie verabreicht bekommen möchten. Wir können natürlich nicht versprechen, dass von jedem sofort welchen geben wird, aber es wird sie geben. Auch jetzt sehe ich zum Beispiel, dass wir insgesamt noch 944 tausend Landsleute haben, die sich registriert haben, für die auch der Impfstoff erreichbar ist, sie ihn sich aber nicht haben verabreichen lassen. Daraus kann man darauf folgern, dass sie auf einen Impfstoff warten, den es im Augenblick nicht gibt. Jetzt gibt es vor allem keinen von Pfizer. Jetzt, heute früh haben wir den Tag mit dem Operativen Stab begonnen und dort habe ich gesehen, dass wöchentlich im Durchschnitt etwa 330 tausend Dosen an Impfstoff von Pfizer ankommen. Von diesen muss man im Allgemeinen etwa 180-185 tausend Dosen als zweite Impfung verabreichen, und so werden – wenn wir mit der Verimpfung unsrer Mittelschüler, also der 16-18-Jährigen fertig sein werden – im Durchschnitt wöchentlich etwa 150 tausend ungarische Menschen im Alter von über 18 Jahren die Möglichkeit bekommen, sich den Impfstoff von Pfizer geben zu lassen, soviel werden wir haben. Soviel wird es dann in den folgenden Wochen geben. Es wird also auch dies geben. Im Übrigen haben wir sowohl russischen Impfstoff als auch den von AstraZeneca und auch den von Sinopharm, und es werden noch Impfstoffe anderen Typs ankommen, wenn auch in geringerer Zahl. Also ist das, was ich vor einigen Monaten noch als eine Absurdität angesehen hatte, Wirklichkeit geworden, wir dürfen nicht kleingläubig sein, von Zeit zu Zeit belehrt mich auch das Leben hierüber.
Was sind die Erfahrungen mit dem Öffnen? Es gab sehr viele Befürchtungen, als die Terrassen geöffnet wurden, als die Schüler der Unterstufe und die Kindergartenkinder wieder in die Lehrstätten zurückkehrten, jetzt sind ja auch schon die Mittelschüler zurück. Überhaupt: Wann werden wir an den Punkt ankommen, an dem wir über die nächsten Schritte zur Aufhebung von Beschränkungen werden sprechen können?
Ich kann sagen, Ungarn ist das Land, das am frühesten in Europa zur Normalität wird zurückkehren können, doch bedeutet dies nicht, dass die Epidemie zu Ende gegangen wäre, es gibt die Seuche noch immer, die Seuchenlage besteht, die Maßnahmen gegen die Epidemie sind noch gültig. Ich bitte also einen jeden darum, die Regeln einzuhalten, die für das sichere Leben notwendig sind. Der nächste Moment, in dem wir weitere Beschränkungen werden aufheben können, ist der, wenn wir die Zahl von 5 Millionen Geimpften werden erreicht haben. Laut des Berichts von heute Früh haben 4.483.598 ungarische Menschen die erste Impfung erhalten, daraus folgern wir, dass wir noch im Monat Mai die 5 Millionen erreichen werden, nach Ansicht einzelner kann es dazu bereits um Pfingsten herum, ein-zwei Tage davor oder danach kommen. Bei der Zahl von fünf Millionen werde ich auf Grund des Beschlusses des Operativen Stabes dann weitere Erleichterungen ankündigen. Diese werden sich auf Hochzeitsfeiern, auf größere Veranstaltungen, auf das Ausgangsverbot beziehen. Was ich nicht werde ankündigen können, ich möchte also von Vornherein klarstellen, dass man an bestimmten Veranstaltungen – nennen wir sie Massenveranstaltungen – ohne Impfkarte nicht wird teilnehmen können, dies werden wir so mit Sicherheit bis August aufrechterhalten. Ob bis zum Monatsanfang oder -ende, das können wir jetzt noch nicht sagen. Doch sollten die Jugendlichen damit rechnen, dass musikalische Massenveranstaltungen oder große Events ohne Impfkarte bis Anfang-Mitte August nicht besucht werden können. Mit einer Impfkarte wird dies möglich sein, doch sollten wir darüber lieber dann sprechen, wenn wir die 6 Millionen Impfungen erreicht haben werden. Die Frage wird sein, ob es 6 Millionen Menschen geben wird. Was kann ich Ihnen jetzt sagen? Ich kann angesichts der Zahl derer, die sich zur Impfung registriert haben, sagen, es ist nicht unmöglich, dass die Zahl der Geimpften auch die 6 Millionen erreichen kann, doch hängt dies jetzt wirklich nur noch von den Menschen ab, es ist also ihre individuelle Entscheidung und Verantwortung, sich impfen zu lassen. Ich kann Ihnen noch sagen, dass man viel darüber hören kann, im Herbst könnte eventuell eine dritte Impfung notwendig werden. Wir haben eine sich mit dem Impfstoff, der Beschaffung und der Einteilung des Impfstoffs beschäftigende Arbeitsgruppe, und sie haben gemeldet, dass wir die notwendigen Bestellungen aufgegeben haben, die für die dritte Impfung notwendige Menge an Reserven ermessen haben und der für die eventuelle dritte Impfung nötige Impfstoff bereits im Sack ist. Es kann sich also ein jeder darüber sicher sein, dass wenn eine dritte Impfung notwendig werden sollte – das wissen wir noch nicht, die Wissenschaft hat hierin noch keinen endgültigen Standpunkt eingenommen, aber wenn es sie geben sollte, dann werden wir ihr im Herbst und im ersten Quartal des kommenden Jahres genügen können. Ja, wir sind sogar an dem Punkt, dass wir ab Montag die außerhalb des Territoriums von Ungarn lebenden Ungarn dazu ermutigen möchten, sich zu registrieren. Wenn sich also jemand an ganz gleich welchem Punkt der Welt von Feuerland oder Patagonien bis Csíkszereda sich impfen lassen möchte, dies jedoch dort, wo er lebt, nicht kann oder Ungarn mehr vertraut, dann soll er hierher, zu uns kommen, sich auf der dafür vorgesehenen Oberfläche, informatischen Oberfläche registrieren, er wird einen Zeitpunkt und einen Ort zugewiesen bekommen, er kommt dann her und erhält seine Impfung.
Die Europäische Kommission hat festgestellt, dass die Zahl der Beschäftigten in Ungarn nur um 1,1 Prozent niedriger liegt als vor der Epidemie, und hat gerade deshalb ihre Voraussage, die Zunahme des GDP um einen halben Prozentpunkt nach oben korrigiert. Garantiert der Haushalt, den die Regierung jetzt dem Parlament vorgelegt hat, dass diese Zunahme verwirklicht werden kann?
Ich verfüge über bessere Zahlen als diese. Die Welt der Beschäftigungsstatistik ist eine der kompliziertesten Welten. Dort werden bis zu vier-fünf verschiedene Angaben mitgeteilt, gesammelt und aufgearbeitet. Es ist sehr schwer, jene einzelne auszuwählen, die tatsächlich Orientierung gibt. Ich versuche das, und ich arbeite mit einer einfachen, auch als primitiv zu bezeichnenden Methode, dass ich mir ansehe, wie viele Menschen vor der Krise gearbeitet haben und wie viele jetzt arbeiten. Wie viele sich dann von ihnen als Arbeitslose und Stellensuchende registriert haben, das lasse ich jetzt außer Acht, ich betrachte immer, wie viele Menschen gerade arbeiten. Und ich kann sagen, wir haben das Niveau erreicht, wo wir vor der Krise waren. In Ungarn arbeiten also schon wieder so viele Menschen wie vor der Krise. Hierbei gibt es zeitweilig kleine Schwankungen, 10-20-30 tausend Menschen weniger, manchmal mehr, aber insgesamt ist jene Behauptung schon belastbar, nach der die Fähigkeit der ungarischen Wirtschaft den Menschen Arbeit zu geben und ihre Leistung bereits auf dem Niveau sind, wo sie vor der Krise war. Ja ich rechne sogar damit, dass die Arbeitslosigkeit niedriger und die Zahl der arbeitenden Menschen höher sein wird als vor der Krise. Wir können unseren Ärzten und unseren Krankenschwestern gar nicht dankbar genug sein, denn damit diese Menschen arbeiten können – d.h. die zur Arbeit gehenden Menschen arbeiten können –, mussten unsere Ärzte und unsere Krankenschwestern ihre Arbeit auf hervorragende Weise verrichten. Heute sind im Krankenhaus nur noch 2.600 Kranke, es gab Zeiten, da lag diese Zahl viel höher, am höchsten war sie vielleicht um 12.500. An den Beatmungsgeräten angeschlossen sind derzeit 338 Menschen, dabei betrug diese Zahl an ihrem höchsten Punkt auch 1.529. Doch haben sie sehr viele Menschen geheilt, ich glaube, unsere Ärzte und unsere Krankenschwestern haben einen jeden, der nach menschlichem Ermessen heilbar war, auch geheilt. Die Zahl aller Genesenen, die diese Krankheit bereits überstanden haben, liegt über 600 tausend: 608 tausend, und sehr viele von diesen sind ausgesprochen von unseren Ärzten gerettet und geheilt worden. Also: Hut ab vor ihnen! Damit die Menschen arbeiten können, müssen sie gesund sein. Die Qualität der medizinischen Versorgung, die aufopferungsvolle Arbeit unserer Ärzte und Krankenschwestern trägt zugleich auch zur Leistung der Wirtschaft bei, denn sie helfen den Menschen zurück auf den Arbeitsmarkt. Was den Haushalt angeht, so ist das ein ganz guter Haushalt, ich muss also sagen, als wir ihn zusammengestellt haben, hatte auch ich nicht gedacht, dass wir unseren Hut vor Herrn Finanzminister Mihály Varga werden lüften müssen, da er das Budget derart gut zusammengestellt hat. Der Haushalt nimmt auch Dinge auf sich, über die ich nicht geglaubt habe, dass wir sie werden gleichzeitig machen können, also zum Beispiel dass auch die Auszahlung der zweiten Woche der 13. Monatsrente möglich wird, dass es ein höheres Wachstum geben wird, weshalb wir im Herbst den Rentnern eine Rentenprämie werden auszahlen können, dass darüber hinaus auch noch die völlige Steuerfreiheit der unter 25 Jahre alten arbeitenden Jugendlichen möglich wird – das hatte ich nicht angenommen. Der Herr Finanzminister hat dieses Paket also gut geschnürt, und ich kann verraten, dass er in diesem Haushalt eine Rahmensumme von 7.300 Milliarden Forint markiert hat, die ausgesprochen für den Neustart der Wirtschaft nötig ist. Was folgt daraus? Wenn wir nicht auf die technokratische Weise des Haushaltes formulieren, dann kann ich Ihnen sagen: Dieser Haushalt ist dazu geeignet, dass Ungarn auch im europäischen Vergleich auf eine herausragende Wachstumsbahn findet. Was wir am Beginn der Krise noch als Überholen in der Kurve bezeichnet haben, das kann verwirklicht werden, wir kommen also stärker aus der Krise hervor, als wir in sie hineingegangen sind, bzw. wir werden im europäischen Vergleich eine bessere wirtschaftliche Position besitzen als jene, die wir vor der Krise hatten. Hierfür besteht heute eine reale Chance. Dafür muss man noch sehr viel arbeiten, das ist noch nicht im Sack, der Plan dafür existiert jetzt. Aber nicht nur der wirtschaftspolitische Plan dafür ist vorhanden, sondern auch der Finanzplan, aber wir müssen sehr viel dafür arbeiten, damit er verwirklicht wird. Der Neustart des Landes muss erfolgreich durchgeführt werden, in einer Woche wird vielleicht jetzt schon endgültig der Operative Stab stehen, der sich mit dem Neustart beschäftigt. Er wird aus zwei Teilen bestehen, der eine beschäftigt sich mit dem Neustart der Wirtschaft und der andere mit dem Neustart des über die Wirtschaft hinausgehenden Lebens mit zwei entsprechenden Leitern. Ich habe also das Gefühl, dass wenn wir unsere Arbeit verrichten, sich auf der Grundlage des Haushaltsplans des Finanzministers auch unsere höchsten Hoffnungen erfüllen könnten.
Es kommt der internationale Tag der Familien und man kann annehmen, dass die jungen Familien in Ungarn zu Recht annehmen können, in Ungarn achtet man nicht nur einen Tag lang auf sie, denn die ungarische Familienpolitik wird in der westlichen Hälfte Europas mit Neid betrachtet, ja man hat auch aus Amerika um Erfahrungen über sie und Ratschläge zu ihr gebeten. Wie sehen Sie das?
Das ist ein Bravourstück, ein ungarisches Bravourstück. Wir haben auch Katalin Novák viel zu verdanken, die unsere sich mit den Familien beschäftigende Ministerin ist, doch haben wir bereits ab 2010, als damals noch Herr Notenbankchef Matolcsy der Wirtschaftsminister war, die Richtung gewählt, nach der es keinen Sinn hat, die Zukunft zu planen, wenn es keine Kinder gibt, denn für wen planen wir sonst die Zukunft? Für die Migranten, für die Einwanderer oder für wen? Wenn es also keine ungarischen Kinder gibt, dann gibt es auch keine ungarische Zukunft, oder hier werden irgendwelche Menschen leben, doch die werden wir nicht sein. Wir haben also gedacht, dass unsere Wirtschaftspolitik, das Wachstum, alles dann einen Sinn hat, wenn es Kinder gibt, wenn wir Kinder haben. Wir haben um das Jahr 2010 auch gewusst, und sehr viele herausragende Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler und Fachleute aus dem Bereich der Gesellschaftswissenschaften arbeiteten daran, jene Behauptung zu unterstützen, nach der die ungarischen Jugendlichen mehr Kinder möchten, als sie dann schließlich haben. Die Situation war also nicht die, wie leider im Fall vieler Länder, dass sich die Jugendlichen von der familiären Lebensform abgewandt hätten oder keine Kinder wollten. Der Wahnsinn, den wir in zahlreichen Ländern hören, laut dem die Familie nicht gut sei und Kinder keine positive Sache seien, ist also in Ungarn nicht angekommen, wir sind hier also doch resistent, wir denken normal über die Kinder und die Familie, wenn ich so formulieren darf. Die Wissenschaftler haben also behauptet, wenn wir eine gute Wirtschaftspolitik und eine gute Familienpolitik machen sowie jene Hindernisse aus dem Weg räumen, wegen denen die Jugendlichen schließlich weniger Kinder haben, als sie eigentlich gewollt hatten, dann wird das demografische, das biologische, das geistige und das seelische Gleichgewicht Ungarns wieder in Balance kommen. Wir sind noch nicht an diesem Punkt angekommen, bevor wir also etwas feiern würden, sollten wir gleich feststellen, dass wir da noch nicht angekommen sind. Wir sind auf diesem Weg losgegangen, aber wir sind noch sehr weit davon entfernt, auch anzukommen, doch haben wir schon einige Hindernisse beseitigt. Der Wendepunkt wird dann erreicht sein, und das ist eine Frage steinharter mathematischer, finanzieller Berechnungen, wenn wir sagen werden können, und ich sehe dem schon mit großer Sehnsucht entgegen, dass ich das endlich werde sagen können, dass wer Kinder hat, dem wird es auch finanziell besser gehen, als wenn er keine hätte. Dass man dadurch emotional in eine ganz andere Welt befördert wird, man plötzlich auf eine ganz andere Weise über die Welt zu denken beginnt, viel erhabener, denn da füllt sich das Herz, wenn das eigene Kind geboren wird. Im Leben eines Mannes ist der Moment – wie das bei den Frauen ist, das wissen Sie besser als ich, aber im Leben der Männer ist der Moment – der wichtigste, in dem ihr erstes Kind geboren wird. Von da an verändern sich die Perspektiven, die zeitlichen Grenzen, die Horizonte, die Weise, wie man plant. Denn bis dahin übersieht man das Leben bis zum Ende der eigenen Lebensdauer und der der Ehefrau, und fühlt sich dafür verantwortlich. Das erste Kind war geboren und da wusste ich sofort, dass ich – im besten Fall –, denn die Welt bewegt sich zum Besseren, es gibt keinen Krieg, die Wissenschaft schreitet voran, auch ich kann das Alter von 80-90 Jahren erreichen, bei meinen Kindern rechne ich auch so, es wird 2050 sein, wenn ich am Ende meines Lebens angekommen sein werde, und – nach optimistischer Berechnung – aus ihm hinausgehen werde, aber meine Kinder werden mich um wenigstens 30 Jahre überleben. Ich muss über Ungarn also nicht bis 2050 nachdenken, sondern bis 2080. Und dann verschieben die Enkel diese zeitliche Grenze um noch einmal 30 Jahre. Es verändert sich also alles, wenn es ein Kind gibt, und dann wird das seelische Gleichgewicht, die Welt der Werte eines Landes auch wiederhergestellt. Es ist nicht einfach nur eine mathematische Sache, ob es genügend Kinder gibt, sondern es verändert auch die Qualität des Lebens. Ich wünsche mir also, dass ich sagen könnte, wir sind nicht nur hinsichtlich der Lebensqualität, nicht nur hinsichtlich der erfüllten Herzen, nicht nur hinsichtlich der Schönheiten des Lebens weiter vorangekommen, wenn wir Kinder haben, sondern jene Familie auch finanziell berechenbar und nachweisbar besser fährt, in der man mehr Kinder hat, als wenn man sie nicht hätte. Doch da sind wir noch nicht angekommen, oder das Land ist an dem Punkt noch nicht angekommen. Ich forciere dies zwar, und ich versuche auch den demografischen Gesichtspunkt bei jedem Haushalt gegenüber dem Finanzminister auf das Nachdrücklichste zu vertreten, doch kann ich in diesem Moment noch immer nicht sagen – obwohl sich die Situation um ein Vielfaches gebessert hat –, dass wer mehr Kinder hat, dem geht es auch hinsichtlich seines monatlichen Budgets besser, als wenn er keine hätte. Insgesamt auf sein ganzes Leben bezogen geht es ihm natürlich besser, denn über die Frage der hier genannten Lebensqualität hinaus gibt das Kind den älter werdenden Eltern im Späteren auch Sicherheit, doch bei den monatlichen Fixkosten, beim monatlichen Familienhaushalt ist das noch nicht so. Man muss also die Unterstützung der Familien erhöhen, man muss die nach den Kindern zustehenden Steuervergünstigungen steigern und man muss den Familien noch alle möglichen Unterstützungen bieten, damit – wenn wir alles zusammenzählen, dann – bei der Organisierung oder der Planung des monatlichen Haushalts, des Familienhaushalts eine Mutter und ein Vater sagen können: „So, dass wir mehr Kinder haben, wird auch unser Leben einfacher sein.“
Vielen Dank! Sie hörten Ministerpräsident Viktor Orbán.